Was einst in bierseligen LARP-Tavernen und auf schmutzigen Mittelaltermärkten begann, findet mit „Zeitlos“ zur Vollendung. Die rein akustisch gehaltenen Folk- und Mittelalter-Klänge von VERSENGOLD sind angenehm vielschichtig und zeigen auch nach vielen Hördurchläufen keine Abnutzungserscheinungen. Dabei verkommt die Musik angesichts der lyrischen Sprachgewalt aus der Feder von Malte „Snorre“ Hoyer im Grunde sogar zur erbaulichen Nebensächlichkeit.
Voller doppelter Böden, Metaphern und blumigsten Sprachbildern zählen die Texte auf „Zeitlos“ vermutlich zum Besten, was die deutschsprachige Populärmusik zu bieten hat. VERSENGOLD erinnern an die besten Momente von SCHANDMAUL oder SALTATIO MORTIS und übertreffen die beiden namhaften Konkurrenten stets noch um mindestens eine zusätzliche Deutungsebene. Wo Stücke wie der „Frühlingsgruß“ oder das abschließende „Schlaflied“ vordergründig Ruhe und Besinnlichkeit verheißen, führt eine genauere Betrachtung in finsterste Abgründe. Die lyrische Durchschlagskraft liegt hier in der Subtilität der Präsentation verborgen und offenbart sich nur dem aufmerksamen Zuhörer. Dieser erkennt auch, dass „Kein Trinklied“ nicht gar so ironisch betitelt ist, wie all jene denken mögen, die dazu gerne ihr Glas in bierseliger Runde erheben und einfach nur ihren Spaß damit haben wollen – kaum zu glauben, aber auf ihre Kosten kommen in jedem Falle beide Fraktionen!
Thematisch werden VERSENGOLD dem Albumtitel immer wieder gerecht, so kommt Kapitalismuskritik („Der Rubel rollt…“) wohl ebenso wenig jemals aus der Mode wie die Sehnsucht nach Frieden. Letztere wird in „Die Namen von Millionen“ in ein besonders dramatisches Gewand gehüllt, das von Piano und Geige getragen Erinnerungen an UNHEILIG weckt, den Pathos aber auf ein erträgliches Maß beschränkt. Leichtere Kost bietet da das unverschämt eingängige „Hoch die Krüge“. Doch selbst ein so simples Sauflied soll bei VERSENGOLD nicht ohne eine tiefere Botschaft auskommen, die in diesem Falle – gleichermaßen offensichtlich wie wahr – in der Aufforderung zum gepflegten Unangepasstsein besteht: „Das Leben muss dich nämlich nehmen wie du bist!“
Dass VERSENGOLD ihren akustischen Kompositionen inzwischen mit Bass und Schlagzeug ein klassisches Rhythmusfundament spendieren, tut dem Bandsound hörbar gut. Denn trotz der überbordenden Dominanz der Texte sind hier auch instrumental echte Könner am Werke. So wird die Sonne/Mond-Thematik des Covermotivs in den beiden Instrumentalstücken „Luna’s Reel“ und „Sol’s Reel“ hervorragend umgesetzt, denen trotz des unterschiedlichen Charakters beiden die Struktur eines irischen Reels zugrunde liegt. Der Albumtitel könnte wahrlich nicht passender gewählt sein. Denn wenngleich Folk stets ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, lässt er sich immer wieder neu erfinden. Und so lange dabei kreative Köpfe wie VERSENGOLD am Werke sind, dringt diese Musik auch ganz ohne laute Stromgitarren tief in die Herzen der aufmerksamen Zuhörerschar ein, um jeden, der sich darauf einlassen möchte, emotional tief zu berühren.
Aufgrund des Interviews nochmal angehört. Das ist ja schon ZDF Fernsehgarten-Musik und der Sänger erinnert mich irgendwie an Campino von den Toten Hosen, was mir vorher garnicht so aufgefallen und natürlich KEIN gutes Zeichen ist. Ich finde auch die Texte nicht besonders gut. Belanglosigkeiten in lächerlich blumiger Sprache verfasst, die wohl irgendwie Kunst sein will, so von Mensch zu Mensch und so, weißte…
Völlig Kacke.
3 Punkte, weil man ja auch Schlager mögen kann und ich das objektiv nicht so beurteilen kann.