„Weltunter“ ist nicht nur der Titel des Debütalbums der Cottbusser VERDERVER, es ist auch ihre allgemeine Message an die untergehende Welt. Am besten fassen sie ihr Bandkonzept selbst in Worte:
Es gibt keine Entschuldigung mehr, nicht angepisst zu sein. […] Ihr seid schuld an allem. So wie wir. Doch da gibt es so viel mehr, was weit wichtiger ist als unsere kleinen abgefuckten Leben. Aber das ist alles egal, solange wir hier unser ausschweifendes Megamarkt-Leben füttern können. Alles immer jetzt wollen, und davon nie genug. High five für unser fancy Highlife. Und jetzt stimmt alle mit ein: Ein Amen auf die Ausbeutung – geheiligt werde dein Name, dein Reich komme… „Und mit verhungernden Kindern finanzieren wir unsere Kunst.“
Anschnallen und „Weltunter“
So, wie sich der Pressetext liest, klingt auch „Weltunter“. VERDERVER liefern in knackigen 37 Minuten zehn teils verwirrende Tracks, in denen so einiges los ist. Grindiger Death Metal bildet die Grundstimmung, zu der sich eine ordentliche Portion Elektro gesellt. Am Mikro gibt es tiefe Growls nebst rotzig-punkigem Gebrüll und Texten ohne Umschweife oder verkünstelte Metaphern. So zeigt sich „Nichtgestalt“ mit der Zeile „mit wem muss man ficken, damit man mehr Follower bekommt?“ kritisch gegenüber den sozialen Medien und dem Influencer-Trend, während die Single „Artfremd“ meta und selbstironisch den emotionalen Gesangsteil verkündet.
VERDERVER erreichen ihr Ziel
So ein wenig fragt man sich bei VERDERVER permanent, was einem eigentlich gerade widerfährt. Wodurch ihr Konzept natürlich voll aufgeht. Sie möchten durcheinanderbringen, den Hörer, die Gesellschaft, einfach alle. Das tun sie auf ganzer Linie, und schaffen es dabei außerdem, über Genregrenzen hinweg zu unterhalten. Ihre Musik zeugt von handwerklichem Können und viel Geschick beim Songwriting. Andernfalls hätte man auch nach wenigen Minuten den Impuls, das Album wieder auszumachen. Ob man sich „Weltunter“ auf Dauerschleife zuhause anhören kann, ist dennoch fraglich. Durch die relative Kürze der Songs und des Albums insgesamt, strapazieren VERDERVER die Nerven und die Konzentration aber auch nicht über. Auf jeden Fall eine Empfehlung für zwischendurch, und vor allem live sicher ein Erlebnis.
„ihre Musik zeugt von handwerklichem Können und viel Geschick beim Songwriting. Andernfalls hätte man auch nach wenigen Minuten den Impuls, das Album wieder auszumachen“
Ohauaha!
Ich mag sowas. Irgendwie geht das zwar schon Richtung We Butter The Bread With Butter, aber Textlich finde ich das hier deutlich interessanter. So ein Bisschen The Hirsch Effekt. Mit Elektronik im (Death) Metal kann ich auch prima leben – nur kommt das hier nicht immer zu 100% geil rüber. Songwriting und Produktion schwächeln manchmal etwas, wie ich finde. Das können Igorrr zum Beispiel um einiges besser. Wenn Verderver da noch ne Schippe drauf legen, sind die für mich aber auf jeden Fall ganz vorne mit dabei!
Aus einer Impulshandlung heraus hätt‘ ich glatt ne 8 gezückt, einfach wegen der geilen Attitüde. Aber bei Licht betrachtet, ist die 7 schon richtig so.