2018 stand der allseits beliebte Spider-Man-Gegner Venom (ne, nicht die Band) zum ersten Mal im Mittelpunkt eines eigenen Kinofilms. Der Film fand sein Publikum, doch so manche Abweichung von den Comics kam nicht bei allen Fans gut an und bei der Kritik fiel er komplett durch. Insbesondere die mangelnde Härte in den Action-Szenen wurde bemängelt. Für „Venom: Let There Be Carnage“ setzte sich Motion-Capture-Gott Andy Serkis (Gollum aus „Der Herr der Ringe“) statt Ruben Fleischer („Zombieland“) auf den Regiestuhl. Doch allzu große Veränderungen bringt der Wechsel nicht mit sich.
„Venom: Let There Be Carnage“ ist kurzweilige Unterhaltung
Die Handlung ist wie beim Vorgänger zum Vergessen, aber trotzdem: Venom und sein Wirt Eddie Brock (Tom Hardy) leben seit den Ereignissen des ersten Teils ein chaotisches, aber vergleichsweise friedliches Leben. Doch Venom ist zunehmend frustriert darüber, keine Gehirne mehr essen zu können. Als die beiden den Serienmörder Cletus Kasady (Woody Harrelson) kurz vor dessen Hinrichtung besuchen, wird dieser mit dem neuen Symbionten Carnage verbunden und die Action beginnt.
Eines muss man Serkis lassen: Anders als Fleischer, ist er sich augenscheinlich bewusst, dass die Handlung nicht viel hergibt, denn „Venom: Let There Be Carnage“ fällt mit seinen 97 Minuten deutlich straffer aus als der erste Teil. Das führt zu einem verdammt schnellen Pacing.
Die Handlung steht wirklich kaum eine Sekunde still, sondern bewegt sich stets vorwärts. Für Charakterentwicklung ist da kein Platz, dafür umso mehr Action und zahlreiche Gags. Letztere zünden nicht immer, versumpfen aber auch nie in totaler Peinlichkeit.
Ein gut aufgelegter Cast
Die Action wiederum kann sich sehen lassen. Insbesondere im Finale beweist Serkis gegenüber seinem Vorgänger eine sehr viel übersichtlichere Inszenierung, obwohl der CGi-durchtränkte Showdown letzten Endes recht austauschbar daherkommt. Was den Härtegrad angeht, ist auch in „Let There Be Carnage“ nichts zu holen. Dank der in den USA angepeilten PG-13-Altersfreigabe muss auf Blut und abgetrennte Körperteile verzichtet werden – für den ersten Kinoauftritt von Carnage eigentlich ein Unding.
Der Cast macht seine Sache derweil gut. Alle aus dem ersten Teil Zurückgekehrten sind spürbar weiter in ihre Rollen gewaschen. Insbesondere die Dynamik zwischen Venom und Brock bringt Tom Hardy noch lässiger rüber als im ersten Film. Die zahlreichen Quasi-Selbstgespräche, die er führt, gehören oft zu den besten Momenten des Films.
Auf der anderen Seite rockt Woddy Harrelson in seiner Rolle als Kasady schlichtweg alles um. Er hat sichtlich Spaß dabei, endlich mal wieder einen waschechten Psychopathen zu mimen und hält sich kein bisschen zurück. Das grenzt an Overacting, passt aber gerade deswegen zum überdrehten Ton des Films.
Verschenktes Potenzial
Naomi Harris bleibt als Kasadys Liebe und Sidekick Shriek derweil erschreckend blass. Sie dient in erster Linie als Kasadys Motivation und das war es dann auch. Hier verschenkt der Film eine Menge Potenzial, denn eine glaubwürdige Beziehung der beiden zueinander, hätte den Bösen in „Venom: Let There Be Carnage“ vielleicht sogar ein paar Sympathiepunkte eingebracht. Aber für den Großteil des aktuellen Superhelden-Kinos sind ja selbst die kleinsten Grautöne schon zu viel der Komplexität. So leider auch in diesem Fall.
Eine stilsichere Inszenierung, gelungenes Pacing und ein gut aufgelegter Cast sorgen dafür, dass „Let There Be Carnage“ entschieden mehr Spaß macht als noch „Venom“ vor drei Jahren. Trotzdem wird wieder einmal längst nicht alles aus der vielschichten Comicvorlage herausgeholt. Aber vielleicht klappt das im unvermeidlichen dritten Anlauf endlich.
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