Nach sechs Jahren sind VENENUM zurück. „Trance Of Death“ heißt nach der gefeierten EP das erste komplette Album der Nürnberger. „T.O.D.“ – und selbiger hat sich herausgeputzt. Der Death Metal von VENENUM greift mit schwarzen Fingern faszinierend selbstverständlich in für Freund Hein eigentlich zu bunte Winkel der Rockgeschichte. Doch bevor hier voreilige Schlüsse gezogen werden: VENOM stehen für Pyros, für Sex, Satan, Scharlatanerie, für Rock’n’Roll. VENENUM stehen weiterhin für die wirklich dunkle Seite im Metal, maximal den Schatten der Party.
VENENUM erweitern den Tod
Die Songs auf „Trance Of Death“ sind in ihrer Substanz lichtloser Death Metal und verstärken die massiven Mauern derselben unheiligen Kathedrale, an der auch Überzeugungstäter wie GRAVE MIASMA oder NECROS CHRISTOS grimmig bauen. Was VENENUM 2017 jedoch besonders macht, ist der Abwechslungsreichtum innerhalb der neuen, teils überlangen Songs. Dabei geht die Band bei der Erweiterung ihres instrumentalen Repertoires und dem Aufbrechen der eigenen Songstrukturen deutlich weiter als zum Beispiel CHAPEL OF DISEASE auf ihrem aktuellen Werk, ohne den eigenen Stil tatsächlich zu brechen wie jüngst TRIBULATION. Als vager Anhaltspunkt bleiben vielleicht MORBUS CHRON mit ihrem Schwanengesang „Sweven“, welcher an die böse-erhabene und doch warme Atmosphäre von „Trance Of Death“ allerdings nicht herankommt.
Die erste Hälfte von VENENUMs Debüt, die man durch die mit Cello und Piano gestaltete „Entrance“ erwartungsfroh betritt, wird dabei von im Wesentlichen traditionell instrumentierten Death-Metal-Songs gebildet. Beeindruckend ist allerdings auch hier das Verständnis von Dynamik und Melodien, welches die Stücke eingängig und durchweg spannend geraten lässt.
„Merging Nebular Drapes“, noch stärker aber „The Nature Of The Ground“ und „Cold Threat“ fesseln zum einen durch ihre jeweiligen langsamen Steigerungen zur instrumentalen Raserei. Zum anderen spinnen die melancholisch-klagenden, die verzerrten Riffs oftmals doppelnden Melodien erst das spezielle atmosphärische Netz um den aggressiven Kern der Stücke, durch das diese sich in die Seele brennen. Das alte Gemäuer auf dem Friedhof strahlt ja auch erst dadurch diese gespenstisch-bedrückende Atmosphäre aus, dass sich um seine Überreste all die schauderhaften Geschichten um Verlust, Sehnsucht und den blanken Horror ranken, die man einfach nicht wegschieben kann und will…
Und diese „Trance Of Death“ fasziniert
Die zweite Hälfte des Albums bildet dann der dreigeteilte Titelsong. Und dieser rechtfertigt in seiner Anlage als fast halbstündiges Epos und seiner Vielseitigkeit tatsächlich den Begriff Kunstwerk. Ohne das Ding über Gebühr fabulierend auseinander zu nehmen: „Trance Of Death (Part I – III)“ beherbergt unter seinen schwarzen Death-Metal-Schwingen eine ziemlich faszinierende Vielfalt an Stimmungen jenseits der Unbeschwertheit. Elegant wird man dabei von einer Emotion in die andere geleitet, kann Herz und Seele dem knochigen Fährmann getrost anvertrauen, muss sich das Song-Ungetüm nicht angestrengt über den Intellekt erarbeiten.
Ob VENENUM allerdings wegen der (gemäßigt) psychedelisch-proggigen Passagen gleich zu Unterwelt-PINK-FLOYD ernannt werden müssen, sei einmal dahingestellt. Oder durch den gelungenen Einsatz der Hammond-Orgel zu den URIAH HEEP of Darkness.
Aber wie auch immer und ganz ohne Superlative: „Trance Of Death“ ist ein originelles, ein sehr gutes Metal-Album geworden, ein beeindruckendes gar. Man hört ihm die jahrelange Arbeit an und das Feuer seiner Erschaffer. Der überlebensgroße Hype, der sich um VENENUM anzubahnen scheint – es ist zu hoffen, dass er den Herren P.T., F.S.A., F.L. und D.P. Nicht im Wege stehen wird.
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