Bands wie VEMOD halten uns mal wieder unser fortschreitendes Alter unter die Nase. Ist es wirklich schon ganze zwölf (!) Jahre her, dass die Norweger ihr tolles Debüt “Venter På Stormene” veröffentlicht haben und vielerorts damit zum legitimen Vermächtnis von ULVERs Jahrhundertalbum “Bergtatt” deklariert wurden? Und warum dauerte das überhaupt so lange? Ist eigentlich egal. Denn ob es zwei, zwölf oder vierundzwanzig Jahre gedauert hätte, “The Deepening” zu veröffentlichen, ist einerlei. Das Album gehört zwar zu den am meisten erwarteten des Jahres, aber mit Sicherheit auch zu den stärkeren.
VEMOD belohnen die lange Wartezeit
Stilistisch gibt es natürlich kaum Änderungen zu verzeichnen – hätte ja auch niemand erwartet oder gewünscht. Die Ideen fügen sich allerdings noch ein bisschen besser zusammen, als Ganzes wirkt “The Deepening” ein wenig runder als der Erstling. VEMOD haben die Zeit also genutzt, um sich zu entwickeln. Zwar müssen sie sich auch den kritischen Einwand gefallen lassen, dass das Album ein wenig so wirkt, als würden beinahe alle Songs auf der gleichen Grundidee basieren, doch der Mix aus Black Metal, Post-Rock-Sounds und heroischen Gesangsmelodien funktioniert einfach zu gut.
Dafür ist “Der Guder Dør” mit seinem Intro “Mot Oss, En Ild” der perfekte, stimmungsvolle Opener. “True North Beckons” hat allerdings das größere “Hit-Potential”, sofern das Wort im Kontext einer Band wie VEMOD überhaupt Sinn ergibt. Mit dem abschließenden, sechzehnminütigen Titelsong allerdings haben VEMOD ein Monument voller ätherischer Magie erschaffen, das selbst die großen Vorbilder ULVER und ALCEST ganz schön alt aussehen lässt. Underground? Quatsch, diese Band hat das Zeug für die ganz großen Bühnen, wenn sie denn wöllte. Lediglich “Inn I Lysende Natt” plätschert ein wenig ziellos vor sich hin, stört den Fluss von “The Deepening” aber kaum.
Atmosphäre hat einen neuen Namen: “The Deepening”
VEMOD werden das Kunststück vollbringen können, Menschen unterschiedlicher Hörgewohnheiten zusammenzuführen: Hier findet Black Metal gleichberechtigt neben post-rockigen Sounds und kitschfreier Folklore statt. Die im Bandnamen verankerte Sehnsucht (VEMOD lässt sich auch mit Wehmut übersetzen) ist in jeder Note spürbar und ein Fest für Menschen mit melancholischem Gemüt. Keine Frage, hier wurde ein Album geschaffen, das am Ende des Jahres den Weg in so manche Liste finden wird …
Sehr feine Musik, edel, erhaben, rauh, natürlich und ziemlich perfektioniert. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich an derartiger Mucke mittlerweile etwas satt gehört habe und die Verschrobenheit bspw. eines In the woods Debüts der Marke Heart of Age vermisse. Hier hört man 10 Sekunden zu und weiß eigentlich schon zu 90 %, wie das ganze Album klingen wird. Ist aber nur ein sehr persönliches Empfinden, viele dürften das genau so lieben und sollten Vemod daher jedmögliche Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Naja, da ich den Hype um das Debüt schon nicht begriffen habe, läuft das nicht minder Hype belastete zweite Album genauso an mir vorbei. Keine Ahnung, warum so viele das Album so erwartet haben. Eigentlich kann das Album dem gar nicht gerecht werden. Zumindest für mich.
Am Ende ist das schlichtweg nicht meine Band.
Wo gab es denn nen Hype um das Debüt, außerhalb der BM Szene wurde darüber nicht wirklich geredet. Bin mega gespannt darauf die neue jetzt endlich hören zu können, warte auf die ja nur seit 2020 (wie so üblich bei der Nidrosian Szene, wo bleibt zb ein weiteres Mare Album), der Vorgänger ist für mich nen moderner Klassiker und verbindet das beste von frühen Ulver, Paysage D’hiver und der Cascadian-Szene, sorgen live auch für Gänsehaut.
Man kann über Werke auch innerhalb der BM Szene sprechen und hypen.
Ich weiß nichts von Trends oder Hypes oder Black Metal, ich finds einfach nur großartig. Ich fühl mich hier – im Bereich meiner eingeschränkten Kenntnis – an Agalloch, Falls Of Rauros, Deadly Carnage und den ausufernden Klangpassagen teilweise auch an Moonsorrow’s „V: Hävitetty“ erinnert. Nicht mal die mitunter wirklich langweilig monotonen Drumpassagen stören mich, weil wirklich jedes Element seinen Beitrag zu dieser wundervollen Einheit leistet. Kratzt für mich stark an der Höchstnote.
„VEMOD werden das Kunststück vollbringen können, Menschen unterschiedlicher Hörgewohnheiten zusammenzuführen“
Check.
Da geh ich mit destrukt. komplett konform, hätte andere Bands genannt als Vergleich aber ansonsten stimme ich in jeder Hinsicht zu. Hatte lange nicht so oft Gänsehaut wie hier.
Fantastisches Album bei dem sich das Warten auf jeden Fall gelohnt hat. Lieber alle 12 Jahre ein Meisterwerk als regelmäßig Durchschnitt. Die alten Ulver höre ich bei dem Album nicht mehr so heraus, aber ja, Agalloch auf jeden Fall. Dazu hier und da Pink Floyd-artige Gitarren (Inn i lysende natt) … traumhaft. Zusammen mit der Hauntologist schon zwei richtig starke Alben im jungen Jahr.
Übrigens live auch immer einen Blick wert. Allerdings muss man dann schon in der Stimmung sein, sonst kann es mitunter langweilig sein.
Ich bin kein Agalloch Fan und auch Alcest mochte ich nur zu Beginn ein wenig. Vemod gefällt mir aber doch besser, als ich dachte. Nicht so anstrengend wie Agalloch, aber auch nicht so gleichförmig wie Alcest und daher zu keiner Zeit langweilig. Da ich Alcest jedoch einmal live erleben durfte und das furchtbar klang, ist das hier für mich persönlich nichts, das ich mir live geben muss. Kopfhörer auf, Augen schließen und unter dem Sternenhimmel den freigelegten Kosmos inhalieren.
Agalloch und anstregend *kopfschüttel*
Und Live sind Vemod grandios, hab sie 2020 auf dem Hell Over Hammaburg gesehen, und der Song der nur aus Chor bestand war Gänsehaut pur.
Ja, nicht kompositorisch, aber diese hochtönig sägenden Gitarren Leads empfinde ich als sehr anstrengend, sogar nervtötend.
Aber warum kann nicht einfach mal akzeptiert werden, dass ich das so empfinde? Es wird immer sofort als generell abwertend klassifiziert. Das gilt nur für mich!Mmir ist absolut bewusst, dass es genau so klingen soll und es auch Fans gibt, die es genau so haben wollen. Das ist auch gut so, nur gehöre ich da halt nicht dazu.
Alcest mochte ich eigentlich in erster Linie, weil sie sehr melancholisch, träumerisch klingen, so Chill Gaze mäßig. Live hatten die aber nachvollziehbarer Weise keinen Bock darauf und haben sich eher extrem Metal like präsentiert, vom Chill Faktor war da wenig zu hören. War dann halt nicht mein Fall.
Vielleicht einfach so schreiben das es als subjektive Meinung ankommt und nicht als meine Meinung ist was besseres als eure.
Ich schreibe sehr oft, „meiner Meinung nach“ etc., aber man kann es damit auch echt übertreiben. Wenn ich etwas als generell, obligatorisch scheisse ansehe, dann schreibe ich das auch so, dann kann man das meinen Worten auch deutlich entnehmen.
Wie finden andere eigentlich das Drumming, hab von einem Kollegen auf FB der Drummer ist gelesen das er das Album an sich großartig findet, er aber in seinen Genuss durch die Monotonie etwas gestört ist, mir persönlich ist sowas nicht wichtig, ich achte nur drauf wenn der Drummer besonders gut oder kreativ ist (Darkside)?
@deadguy
Das Drumming ist natürlich nicht sonderlich abwechslungs, filigran oder spannend, aber sowas isoliert zu betrachten wird der Sache auch nicht gerecht. Bei Vemod stehen ganz offensichtlich die Gitarren und Melodien im Vordergrund, die weitestgehend mit nem traditionellen Black Metal Blast begleitet werden und dem Hauptfokus auf Beckenvariationen. Und genau diese hellen Klänge bringen eine gewisse Kälte und Frostigkeit in die Musik und unterstreichen damit die gewollte Atmosphäre. Viele Fills, Rhythmuswechsel oder Tom-Variationen würden einerseits von den Melodien/Gitarren ablenken und gleichzeitig den Sound deutlich andicken und damit der Musik eine ganz andere Dynamik geben, ihr praktisch die Fragilität nehmen. So gesehen spielt der Drummer genau das, was die Musik braucht und unterstützt die reduzierte Minimalistik, mit der Vemod ihr Werk vortragen. Im Metal geht die Tendenz eher zu Overplayen, was je nach Genre auch unproblematisch ist, aber im atmosphärischen Bereich schnell zum Killer wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Nichts für Stickakrobaten, aber bezüglich Songdienlichkeit mMn nahe am Optimum.
Wie sich übrigens die Dynamik eines Songs durch unterschiedliche Drumgrooves verändert, gibts hier demonstriert vom liebenswerten Samus Paulicelli, seines Zeichens Drummer von Decrepit Birth: https://www.youtube.com/watch?v=Loia59fjlw4
Einfach. Vielfältig. Schön. Western. Black. White. Grey. Erhaben. Schlicht. Groß. Weit. Nah. Rot. Schwarz. Grün. Weiß. Blau. Dunst. Nebel. Hier. Jetzt. Vergangen. Glanz. Gloria. Licht. Schatten. Efeu. Dickicht. Straße. Road. Feel. Mind. Vemod.
ganz klar.
MISOTHEIST VESSELS BY WHICH THE DEVIL IS MADE FLESH
Hattest du nen Schlaganfall beim schreiben?