Die Tochter des fliegenden Holländers meldet sich wieder zurück und bringt Fantasy und Heavy Metal – „Nothing Compares To Metal“ ist das inzwischen sechste Album von VELVET VIPER.
Der zweite Frühling von VELVET VIPER
Nach dem höchst beachtlichen Comeback „Respice Finem“ von 2018 folgte ein Jahr später mit „The Pale Man Is Holding A Broken Heart“ ein schwaches Album und die Luft schien aus VELVET VIPER wieder raus zu sein. Die Band um die ehemalige ZED YAGO-Sängerin Jutta Weinhold bekam aber mit dem folgenden „Cosmic Healer“ (2021) wieder die Kurve und präsentierte sich in gewohnt starker Form.
Nichts ist vergleichbar mit Metal – „Nothing Compares To Metal“
VELVET VIPER haben Recht, absolut nichts ist vergleichbar mit Metal. Insbesondere Jutta muss es wissen, die Dame ist immerhin schon 75 (!) Jahre alt, was man ihr weder ansieht noch hört. Es scheint, als ob der Metal bei ihr, wie bei doch so einigen älteren Semestern, wie ein Jungbrunnen wirkt. Der unvergleichlich kraftvollen Stimme der Ausnahmesängerin merkt man die Jahre nicht an, Abnutzungserscheinungen sind nicht festzustellen. Natürlich ist der Titel Klischee, aber die klassischen Heavy Metal im Stil der Achtziger spielenden VELVET VIPER dürfen das.
Metal durch und durch
Wie sollte es auch anders sein – VELVET VIPER bleiben auch auf „Nothing Compares To Metal“ ihrer angestammten Linie treu. Wie bei den letzten drei Alben wurden alle Songs gemeinsam von Jutta und Gitarrist Holger Marx geschrieben. Die Band um die exzentrische Wagner-Liebhaberin lebt auf dem neuen Album wieder ihre Vorliebe für mächtige, dramatisch epische Songs mit viel Pathos aus, jede glorreich angespannte Sehne schreit hier voller Überzeugung Metal! Der markante Gesang, der viele theatralische Züge in sich trägt, sorgt in Verbindung mit der etwas längeren Spielzeit in den Stücken, die meist zwischen 5 bis 8 Minuten liegt und die sich dadurch entfalten können, sowie die Verwendung von Midtempo bis hin zu doomigen Elementen für Dramatik. Dazu tragen auch die poetischen, mythischen Texte bei wie bspw. im epischen, mächtig wuchtig-schleppenden „Urd Wardande Skula“, das sich auf die Nornen, die drei Schicksalsfrauen in der Edda, bezieht.
Die Songs sind vital abwechslungsreich gestaltet, die Riffs schön knackig, die Melodien zünden. Nahezu alle Lieder haben richtiggehende Ohrwurmrefrains. Verglichen mit dem Vorgänger „Cosmic Healer“ sind auf „Nothing Compares To Metal“ die Stücke im Schnitt etwas länger und auch heavier ausgefallen, wozu auch die etwas rauere, druckvollere Produktion beiträgt, wobei das Schlagzeug etwas zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde.
Der eröffnende Titelsong ist ein ordentlicher Banger mit pumpendem Bass, eingängigem Chorus und mitreißenden Riffs. Da muss man einfach die Faust in die Lust strecken und laut mitsingen! „Invisible Danger“ ist eine treibende Nummer mit typischen „Ohoho“-Chören, wobei in den Strophen teils etwas sperrig. Für Kontrast sorgen VELVET VIPER in „Blood On The Moon“ mit Gesängen im Stil indigener Völker Amerikas, dazu ein kraftvoller Refrain. Weitere Höhepunkte sind das epische, heroische „Sorcerer’s Apprentice“, das mit erstklassigen Gitarrenläufen glänzende „Heroic Hearts“ sowie das mystische, schwere „The 4th Part“. Novum – im theatralischen „Es kommt die Zeit“ singt Jutta in ihrer Muttersprache Deutsch. Zwischendurch gibt es auf „Nothing Compares To Metal“ aber auch einige wenige Längen.
VELVET VIPER sind sich absolut treu geblieben. Fans der mit viel Charme aufspielenden Traditionalisten können bedenkenlos zugreifen.
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