Kaum zu glauben, dass die US-amerikanischen Schwarzwurzel-Weirdos VEILBURNER bislang noch nicht auf metal.de stattgefunden haben. Dabei bietet das Duo eigentlich eine ziemlich leckere Mischung aus all dem, was Black Metal zumindest beim Verfasser interessant macht: Gequältes Geröchel und Gekeife fernab jedweder Metrik, songschreiberische Wendungen und ein übergreifendes Konzept, das über die Grenzen des Inhaltes hinaus und in die Struktur der Platte selbst hinein mündet. Die vorliegende Platte namens „The Duality Of Decapitation And Wisdom“ nämlich ist nicht nur das siebte Werk des Projektes, sondern enthält auch sieben Tracks, die praktisch auf den Punkt genau sieben Minuten pro Stück dauern.
Die US-amerikanischen Schwarzwurzel-Weirdos VEILBURNER verschreiben sich der Zahl Sieben
Thematisch ist „The Duality Of Decapitation And Wisdom“ eine Art Reflexion über die These, dass wahre Erleuchtung nur dann eintrete, wenn die Last – der Kopf – von den Schultern getrennt sei. Abstrahierend gesehen sind „Körper“ und „Kopf“ hier natürlich Variablen, die sich mit der Definitionsmenge des Kosmsos füllen bzw. anhand dieser theologisch oder auch philosophisch auslegen lassen. So könnte man beispielsweise Ansätze der Gnosis in den Inhalt hinein interpretieren, zumindest scheint das Konzept von Leviathan eine gewichtige Rolle im lyrischen Kern der Platte zu spielen. Ein Lyric-Sheet hätte hier sicher weiter geholfen, aber zumindest dem Rezensionsexemplar lag dies nicht bei.
Der faszinierende Klangkosmos der US-Amerikaner lässt sich nicht so richtig in Worte fassen, ohne in die üblichen, vagen Sentenzen über Atmosphäre abzudriften. Die Spurenelemente, die sich nachweisen lassen, sind vor allem kernige, technische Riffs zwischen chromatischen bis dissonanten Arpeggios und sogar mal dem ein oder anderen Griff in die Melodeath-Trickkiste. Des weiteren tauchen immer wieder wabernde Synths auf, die dem ganzen eine Spur DØDHEIMSGARD verpassen, was sich wiederum mit dem gequältem, praktisch durchgehend neben dem musikalischen Geschehen her beschwörenden Gesang des Herrn Chrisom Infernium deckt. Das Ergebnis ist ein extrem seltsames, stimmungsvolles und impulsives Werk, das sich fast durchgehend wie durch Agonie gelenkt in sich selbst verdreht und verzerrt.
Kreativität und Finsternis gehen eine beeindruckende Symbiose ein
Faszinierend sind auch die ganzen Umwege, die „The Duality Of Decapitation And Wisdom“ durch diverse andere Genres unternimmt, ohne sein Black Metal-Fundament aufzuweichen. Das Album bleibt durchgehend düster, geradezu manisch in seiner Darbietung, zugleich ist es aber auch glasklar produziert, was wiederum die lebhaften, abwechslungsreichen Gitarren von Mephisto Deleterio unterstützt, die sich stets in kreativer Weise durch die Songs schlängeln und züngeln. Variation wird groß geschrieben, sodass im Opener „Tem Ohp ab In Mysticum“ beispielsweise VOIVODsche Dissonanzen regieren, weite Teile von „Shadows Of A Shadow“ ungleich melancholischer agieren ehe der Track KEEP OF KALESSIN-mäßig nach vorne explodiert und „Woe Ye‘ Who Build These Crosses … Are Those Who Will Serve Us Death“ herrliches Old-School Thrash-Geschrubbe inkorporiert.
VEILBURNER fürchten sich kurz gesagt also nicht davor, ein wahres, bitterböses Spektakel aus ihrem Sound zu machen – und das wohlgemerkt ohne dass sich ein Song wie künstlich auf die sieben Minuten Laufzeit aufgedunsen anfühlt. Der eine Schönheitsfehler, der eine Kritikpunkt sind eigentlich nur die Drums, die sehr synthetisch klingen. Die Produktion im Ganzen ist zwar richtig gut und modern mit jeder Menge Transparenz für die zum Teil filigranen Licks, aber das Schlagzeug klingt teilweise etwas sehr prozessiert, besonders wenn Blastbeats zum Einsatz kommen. Ist Geschmackssache, wie sehr das auf Empfängerseite sauer aufstößt, aber es sollte erwähnt werden als kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten beispielhaft kreativen Veröffentlichung, welche die US-Amerikaner hoffentlich umso häufiger auf dem Radar der Schwarzwurzelgemeinde platzieren sollte.
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