Vehemenz - Vehemenz

Review

Deutschland scheint ein denkbar gutes Pflaster für modernen, unkonventionellen Black Metal zu sein. Der dieser Zeit neueste Auswürfling kommt aus Hammelburg (Bayern) und hört auf den Namen VEHEMENZ. Seit 2010 zwar schon vielerorts auf der Bühne aktiv, erscheint erst vier Jahre nach Bandgründung das selbstbetitelte Debüt dieser sechsköpfigen Truppe. Eine Zeitspanne, in der sich anscheinend nicht nur das Besetzungskarussell das ein oder andere Mal gedreht hat. Denn trotz seiner geringen Gesamtspielzeit von rund 35 Minuten bringt “Vehemenz“ das Potential mit, auch auf langer Sicht zu überzeugen.

Je häufiger man das Album jedoch hört, desto deutlicher wird auch, dass sich neben enorm starken Passagen ebenso Austauschware eingeschlichen hat. Die Begründung, dass es allein an der Länge der einzelnen Titel liegt, möchte ich nicht gelten lassen, denn gerade das abschließende “Der Traum… Im Chaos Vereint“, mit über neun Minuten das längste aber auch stärkste Stück der Platte, beweist das genaue Gegenteil. Die fünf Songs enthalten deutliche Reminiszenzen an AGRYPNIE, was vor allem an der Struktur der einzelnen Songs liegt. Hier wie dort finden sich getragene, an Gitarrenmelodien geknüpfte Momente, die sich mit Blast-Beat-Attacken abwechseln, flankiert von deutschen Texten. Jedoch wirkt beim sozusagen großen Bruder vieles prägnanter, ausgereifter und somit schlussendlich auch einfach dynamischer. Wo die Instrumentalfraktion von VEHEMENZ streckenweise etwas zu nichts sagend repetitiv agiert, greift Sänger Inclusus mit seinen krächzend vorgetragenen Lyrics unter die Arme. Kompliment an die Band für die deutschen Texte, die nicht stumpf daherkommen, sondern sich perfekt in die Musik einfügen. Zum Ende hin bekommt die Platte deutlich Oberwasser, die verzweiflungsgeschwängerten Melodien in “Fragment I“, “Stille Um Mich“ und eben “Der Traum… Im Chaos Vereint“ entladen sich treffsicher in der hörereigenen Gefühlswelt und hüllen das Album so in ein dunkles Gewand. Melancholie gehobener Güteklasse.

Auf ihrem ersten Album machen VEHEMENZ schon vieles richtig, der Gesamteindruck ist durchaus positiv. Ich bin aber davon überzeugt, dass bei den Jungs aus Hammelburg noch einiges an Luft nach oben ist. Sollte es ihnen möglich sein, zukünftig etwas mehr Dynamik miteinzubringen und versierter zu Werke zu gehen, erscheint es durchaus denkbar, dass sie künftig neben AGRYPNIE, FÄULNIS, TODTGELICHTER und Konsorten eine Rolle im modernen Black Metal aus Deutschland spielen könnten. Für Fans eben dieser Bands aber sicherlich jetzt schon einen Hördurchgang wert.

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02.05.2014

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