Mit ihrem bereits fünften Alben untermauern VASTUM erneut ihren Ausnahmestatus im amerikanischen Death Metal. Ihre Musik zeichnet sich trotz Weiterentwicklung in ihrer Ursprungsform klar ab.
Dabei ist die Band vom musikalischen Standard und Klang grundsätzlich nicht zu weit von „Orificial Purge“ entfernt, zeigt sich nuancenreicher, ohne dabei auf Trademarks ihrer Songs zu verzichten. Im Gegenteil, die groben Death-Metal-Faustschläge sitzen noch um einiges erbarmungsloser und ungeschönter als auf den Vorgängern. Die Songs trümmern in ihrer vehementen Art und der garstige Doppelgesang passt perfekt zu den derben Death-Metal-Riffs, die die Platte durchgängig umfassen.
VASTUM – grässlich und grotesk
Im Gegensatz zu vielen „Caveman“-Kapellen sind VASTUM trotz ungestümer, unbeholfener Direktheit um die nötige Abwechslung bemüht und ballern nicht durchweg in rauer Gewaltorgie. Die Mischung funktioniert und genau dafür zeichnen sich die Musiker:Innen auch auf der neuen Veröffentlichung aus.
Während der Opener „In Bed With Death“ auf den Inhalt reduziert bis auf einen tonnenschweren, gedrosselten Mittelteil die unbändige Urgewalt lebt, finden sich im Verlauf der Platte diverse dezente Spielereien, die das Klangbild überraschend aufbrechen. So gibt es auf „Priapic Chasms“ technische Tappings, obskure Refrainparts aus uterinen Regionen auf „Stillborn Eternity“, das unter zwei Minuten gehaltene Into „Judas“ frohlockt mit slayereskem „South Of Heaven“-Gitarrenintro und anschließendem gesprochenen Part, ehe es auf „Incoming Archon“ fast thrashig auf ein klassisches Solo im ersten Drittel hinarbeitet, um dann irgendwo zwischen Death-Thrash- und Death-Keule zu jonglieren.
Unmenschliche, düstere Atmosphäre aus der Unterwelt
Der spannendste Track der Platte ist die zweite Singleauskopplung und Abschluss „Corpus Fractum“, der das diverse Szenario noch einmal in den abschließenden acht Minuten vereint und zur Klimax treibt. Wer sich vorab ein Bild des Werkes in all seiner Vielfalt verschaffen will, kann schon mal die Rezeptoren sensibilisieren.
VASTUM sind auf ihre eigenwillige Art und Weise wieder ein Hörereignis. Was inhaltlich auf dem Ölberg internalisiert wird, gilt es bei akribischer Textanalyse noch zu ergründen, aber musikalisch bekommen Hörer:Innen wieder das volle Brett. „Inward To Gethsemane“ ist fies, düster und für diese Spielart bei aller Brutalität virtuos abwechslungsreich.
Starkes, fieses, zermürbendes Teil und schlichtweg „perfekt“ produziert, gerade weil es eben nicht so perfekt daherkommt. So hätte ich mir die letzten Alben von The Ruins of Beverast gewünscht, die von Vastum schlichtweg weggerotzt werden. Bin sehr auf das ganze Album gespannt und sehe schon die 9 Punkte am Horizont. Kleines Highlight.
Den Ausnahmestatus von Vastum such ich wohl noch. Stilistisch ist das die typische Autopsy/Incantation/Funebrarum Massenware, die produktionstechnisch praktisch maximal nach „Severed Survival“ klingt. Die Songs sind allesamt weder sonderlich gut arrangiert noch gut geschrieben, sondern strotzen einfach nur so vor Mittelmaß. Klar, wenn man von dem Stil nicht genug bekommen kann, sind auch Vastum großartig. Aber Ausnahmestatus? Nö.
Wegen erkennbar guter Musicianship 7 Punkte. Ansonsten: da kann ich besser Morbid Angel hören.