Während Kreuzfahrten bei jüngeren Semestern spätestens seit der „Traumschiff“-Erstausstrahlung der Duft des Scheintodes anhaftet, sind es bei der Zombiefilm-Persiflage „Zombie Driftwood“ äußerst lebendige Tote, derer sich einige Metal-Fans auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik in „Shaun Of The Dead“-Manier erwehren müssen.
Das bekannte englische Label Candlelight Records zeigt sich für den zugehörigen Soundtrack verantwortlich und vereint auf einem 75-minütigen Silberling alle 16 Stücke, die prominent mit Live-Darbietung im Film – OCTOBER FILE, die Lieblinge von Regisseur Bob Carruther – oder weniger prominent als Untermalung – alle anderen – zum Einsatz kommen.
Einzig mit EMPERORs erhabenem „Thus Spake The Nightspirit“ – von „Anthems To The Welkin At Dusk“, dem zweiten und letzten wirklich guten Album der einflussreichen Norweger – gibt es ein Stück, das schon viele, nämlich 13, Jahre auf dem Buckel hat. Ansonsten präsentiert die Musik zum Film mehr oder minder bekannte Candlelight-Künstler mit Stücken von deren aktuellsten, zumeist in den letzten beiden Jahren erschienenen Alben.
IHSAHN, einer der ehemaligen Köpfe EMPERORs, ist mit „Barren Lands“ vom „After“-Drittwerk vertreten und ABSU rasen mit „In The Name of Auebothiabathabaithobeuee“ vom selbstbetitelten 2009er-Comeback-Werk durchs Gebälk – um zunächst die populärsten Bands zu nennen. ANAAL NATHRAKH mit ihrem hysterischen „I Am The Wrath Of Gods And The Desolation Of The Earth“ und die erst seit 2007 aktiven US-Amerikaner WOE, die mit ihrem Zweitwerk „Ouietly, Undramatically“ jüngst ein sehr ambitioniertes Album veröffentlichen konnten, bedienen Freunde des eher harschen Black Metal.
Darüber hinaus bieten drei allesamt im Schwarzmetall verwurzelte und von den britischen Inseln stammende Kapellen schmackhafte Kost, die auch Platz für ruhigere Momente hat: die Iren ALTAR OF PLAGUES mit „Earth: As A Womb (Edit)“ (ausladender Black Metal mit kaltem, post-industriellem Unterton), sowie die Engländer WODENSTHRONE (melodischer Black Metal) und WINTERFYLLETH mit dem meisterlichen „Fields Of Reckoning“ (kriegerisch nach vorn preschender, zugleich aber auch atmosphärischer, sich auf die angelsächsische Kultur berufender Pagan Black Metal).
All diesen zahlreichen lohnenswerten Nummern stehen dann aber auch einige abfallende Beiträge gegenüber, etwa der blasse Progressive Death Metal der Niederländer OBSIDIAN. Insbesondere die beiden einrahmenden Stücke OCTOBER FILEs wirken mit ihrem Post-Punk/Hardcore/Industrial gegenüber dem ansonsten überwiegend schwarzen und extremen Material deplatziert.
Der Black-Metal-lastige „Zombie Driftwood Soundtrack“ verschafft einen guten Einblick in das aktuelle Candlelight-Programm und mindestens die Hälfte der 16 Beiträge besitzt Klasse. Da es sich aber ausnahmslos um bereits auf den regulären Studio-Alben der Interpreten vertretenes Material handelt, dürfte der Anreiz bei dieser Zusammenstellung für viele grundsätzlich Interessierte doch eher gering ausfallen.
Eine Handvoll exklusiver Beitrage hätte das Ganze sicherlich zu einem größere Begehrlichkeiten weckenden Label-Sampler machen können.
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