Eine echte Lücke schließt der schwedische Malört Förlag mit dieser CD. Denn wer hat eine Compilation ihm zu Ehren mehr verdient als der Werwolf? Wie das Thema angegangen wird, lässt schon die Verpackung erahnen. Der braun-grau-silberne Digipack erinnert an den abgegriffenen, rissigen Ledereinband eines Buches oder an Baumrinde. Hier wird es nicht um CGI-Werwölfe gehen, die sich mit Glitzervampiren kloppen, sondern um gräuliche Wesen, die einsame Gehöfte umschleichen und nach Menschenfleisch gieren.
In Sagen und Volksliedern über Unholde und Katastrophen ist der Schrecken anwesend, aber er ist gebannt durch die Form, in der er vermittelt wird. Diesem Muster folgen die hier versammelten Musikerinnen und Musiker. Statt auf metallische Härte zu setzen, sind die elf exklusiven Lieder überwiegend akustisch und recht minimalistisch, oft werden sie mit nur ein, zwei Instrumenten plus Gesang vertont. Dennoch sind die Kompositionen und Arrangements abwechslungsreich. BIRCH BOOK etwa bewegen sich auch hier im Liedermacher-Genre mit Folk- und Pop-Appeal. Ihr Lied ist vordergründig sanft, wird bei genauerem Hinhören aber zunehmend unheimlich. Unter ritualistischem Getrommel und mit beschwörendem Gesang bürsten ULVENS DÖTTRAR den Werwolf gegen den Strich und gewinnen ihm weniger fürchterliche Seiten ab. FAUN FABLES fallen mit besonders narrativem Duktus, Jazz-Einschlag und Wechselgesang auf. Der Beitrag von KTAOABC lässt wiederum an experimentellen 80er-Elektro denken: Der Drumcomputer gibt einen Walzertakt vor, der Gesang wird sporadisch von Stromgitarre und Synthesizer untermalt. Mit charmanter Hausmusik warten KORP auf, deren Beitrag aus Gesang und Maultrommelbegleitung gut und gerne ein Volkslied sein könnte.
Nun ist diese Compilation zwar nicht an jeder Stelle gleichermaßen überzeugend und kommt auch nicht ganz ohne etwas neuheidnischen Trommelkitsch aus, aber die Stücke sind doch allesamt gelungen und bewegen sich zwischen den Prädikaten „gut“ und „sehr gut“. Das Booklet enthält zudem alle Texte im Original und in englischer Übersetzung. Wie weit verbreitet diese Stoffe in Schweden waren, zeigt eine enthaltene Landkarte mit denjenigen Orten, an denen Sagen über Gestaltwandler kursierten. In kaum einer Region Schwedens fehlen diese Geschichten, und die meisten von ihnen handeln vom Werwolf.
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