Various Artists - This Comp Kills Fascists

Review

Jeder Band, die ein so reglementiertes Genre wie das des Grindcores mal ordentlich durchlüftet, ja, transzendiert, oder wie auch immer, gebührt Dank. Denn eine Klangästhetik, die stets nur härter, schneller, weiter, gutturaler zu sein hat, ist doch flugs abgefrühstückt und schnell belanglos. Umso schöner, dass es noch Gnadenlos-Acts gibt, die alte Recken wie NAUSEA, DISRUPT und NAPALM DEATH nicht ad infinitum zitieren und einen maßeigenen Stil entwickelt haben. Davon gibt es nicht viele, aber einer hat sie aufgespürt und auf einer Platte versammelt: Scott Hull (u.a. PIG DESTROYER) gewährt uns ganz in der Tradition der „Cry Now, Cry Later“-Compilations der 90er einen Einblick in die Untiefen us-amerikanischer Grind-Powerviolence-Kultur: Vierzehn zeitgenössische Vertreter, 52 Tracks in Nähmaschinen-Geschwindigkeit. „This Comp Kills Fascists“ ist für Leute, die mit Stachelschweinen werfen, also für eine ganz spitze Zielgruppe.

Knüppeln mit Niveau, heißt ist die Devise. Zu den interessantesten Acts auf dieser Compilation gehören definitiv, neben den schon unlängst etablierten KILL THE CLIENT und den großartigen SHITSTORM, die kaputten Genies TOTAL FUCKING DESTRUCTION. Zeichnete sich auf ihrem Album „Zen And The Art Of…“ bereits ein weiterer Schritt in Richtung Diplom-Blast ab, so etablieren sie sich hier endgültig als rabiate Vordenker des verschachtelten Labyrinth-Cores. Featuring gut gelaunte Melodien! Bei SPOONFUL OF VICODIN und WASTEOID zerfließen die Grenzen zwischen Songstruktur und Schlagbohrerklang, versiert und präzise, mit atemberaubenden Tempowechseln ballern MARUTA, mit zweitausend Sängern, dreißig Bassisten und der Punk-Pfanne heiß: WEEKEND NACHOS. Früher hatte man Angst, dass so was aus dem Keller kommt. Mit AGENTS OF SATAN und CHAINSAW TO THE FACE sind auch zwei Nullnummern vertreten. Im Vergleich zu den anderen Acts klingen sie eher herkömmlich, man möchte fast sagen, zu normal. Und das fällt auf.

Viel Lärm, viel Lärm, und es geht nicht um nichts: MAN WILL DESTROY HIMSELF sind roh, ungehobelt, anstrengend, schräg, wummerig, eckig, kantig, sympathisch unsympathisch, erfüllen kurzum damit alle Attribute, um von uns gemocht zu werden und hier auf dieser Compilation zu stehen. INSECT WARFARE und MAGRUDERGRIND müssen nicht mehr vorgestellt werden, hatten sie sowieso schon ihren Fuß in der Tür zum Siegertreppchen. Wieder da und immer noch ’ne Menge davon übrig, wovon sich viele Bands etwas abschneiden können: Wer BRUTAL TRUTH nicht kennt, kann mit Grindcore nichts anfangen. Punkt. Immer wieder überraschend ist, wie hektisch, doch eingängig die in unmöglichem Tempo eingedroschenen Songs kommen. Mit diesen vier Songs regeln BRUTAL TRUTH einmal mehr Grindcore.

Wenn ich fünf Euro bekäme für jedes Mal, das ich dachte, es geht nicht extremer… Ach herrje, bitte einmal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!

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10.07.2008

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