Various Artists - The Epic Side Of Metal Vol. 1

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Die Plattenfirma GoldenCore Records hat mal wieder metallische Archäologie betrieben und alte, teils längst vergessene Metal-Schätze ausgegraben. Dieses Mal ist es aber nicht ein rares, schon lange vergriffenes Album aus den Achtzigern. Vielmehr betreibt das Label mit dem Sampler „The Epic Side Of Metal Vol. 1“ so etwas wie Grundlagenforschung um die Frage zu beantworten, was man ursprünglich unter Epic Metal verstanden hat. Damit passt die Compilation geradezu perfekt in die bisherigen Veröffentlichungen der Firma.  Auch, da sich GoldenCore Records hauptsächlich Songs aus den Achtzigern ausgesucht haben, meist von längst aufgelösten Undergroundkapellen aus Deutschland und England.

„The Epic Side Of Metal Vol. 1“ – eine Zusammenstellung ursprünglichen Epic Metals

Zählen manche heutzutage auch Bands zum Epic Metal, die eigentlich (teils „Female fronted“) Symphonic Metal spielen, geht es hier eher um Gruppen, die vielleicht nicht unbedingt komplett per se dem (Sub)Genre zuzuordnen sind, die aber epische Heavy Metal-Songs voller Pathos haben, die heroisch und geschichtenerzählend, heavy mit schweren Riffs und zugleich mit ausladenden, majestätischen Melodien verspielt und anspruchsvoll strukturiert sind, ohne unnötig schwülstigen Bombast. Darunter zählen sicherlich die alten MANOWAR, WARLORD, VIRGIN STEELE, ATLANTEAN KODEX und CIRITH UNGOL, welche allerdings hier nicht vertreten sind. Sowie ganz sicherlich die Vorreiter MANILLA ROAD, welche passenderweise als erstes und letztes das Schwert in die Hand nehmen, also das Album beginnen und abschließen. Den Anfang macht der geschmackvolle Genre-Klassiker „The Deluge“ (1986). Die exzellente Gitarrenarbeit des verstorbenen Mark Shelton sorgt noch immer für Gänsehaut! Die Power Metaller GRIFFIN aus den USA führen das Schwert weiter, „Flight Of The Griffin“ von 1984 ist eine pathetische Ballade, die sich aber gegen Ende hin sehr steigert, rein instrumental ein Juwel, nur Sänger William McKay haut einige echt schräge Töne in den hohen Lagen raus. Der nächste epische Edelstahl stammt aus der Schmiede CUTTY SARK mit dem Titel „Vultures In The Air“ vom Debütalbum „Die Tonight“ (1984). Die Bonner Undergroundformation liefert in knapp acht Minuten viel Pathos kombiniert mit brillanter Gitarrenarbeit. Jetzt wird es wieder bekannter – die britische Siebziger-Rockband WISHBONE ASH, hier vertreten mit einer Live-Version vom bluesig rockigen „The Warrior“. Aufhorchen lässt „Evil Spirits“ der Niederländer DARK WIZARD von 1985, die sehr stark von den ersten beiden Alben von IRON MAIDEN, insbesondere von   „Remember Tomorrow“, beeinflusst scheinen, Höhepunkt und für mich die Entdeckung auf „The Epic Side Of Metal Vol. 1“! Das Album „Lords Of Sin“ (1984) von WITCHFYNDE wurde erst von GoldenCore Records wiederveröffentlicht, hier vertreten mit dem beschwingt epischen Titelsong, mit seinen mitreißenden Melodien, Okkult-Flair und sattem NWOBHM-Riffing, Nach der flotten und aufwändig strukturierten Nummer „Control The World“ (1988) von TEMPEST aus Deutschland geht es mit SUDDEN DEATH und dem eingängigen, heroischen Teutonenstahlsong „Dust In The Wind“ (1987) weiter, starke Riffs, rauer Gesang, hat was von alten ACCEPT. VIPER aus Worms präsentieren das sehr variable, überlange „Sniper“ (2008), das irgendwo zwischen schwerem Power Metal, dynamisch ruhigen Teilen und High Speed Attacken pendelt. Bekannter wird es wieder mit der NWOBHM-Legende JAGUAR und ihrem knackigen flotten, kraftvollen Stück „As The Crow Flies“ vom „Run Raged“ Album (2003), passt trotz etwas Pathos im Mittelteil nicht so ganz in die Epic Metal Ecke. Die Pfälzer ECONOMIST spielen Progressive Thrash Metal und hätten eigentlich auf einem solchen Sampler nichts verloren. „The Night That Lasts A Thousand Years“ (1993) wabert aber größtenteils doomig vor sich her, später kommen ein paar wütende Speed-Ausbrüche dazu. Den Abschluss machen MANILLA ROAD mit dem schaurig sakralen wie schrägen Orgel-Outro „Morbid Tabernacle“.

Kauzige Zusammenstellung von epischem Edelstahl

Verwundern auf den ersten Blick recht viele Namen der hier auftretenden Bands, macht diese Zusammenstellung nach dem Anhören dennoch Sinn. Selbst Genrefremde Gruppen, teils aus dem tiefsten Teutonenstahl-Underground, wurden hier verwendet, die eben auch mal ihre epischen Momente hatten. Das überwiegend meiste dieser teils doch Obskuritäten passt da schon ganz gut und auch für Kenner gibt es viel zu entdecken. Das Booklet enthält Liner Notes mit Infos und Abbildungen zu jeder Gruppe. Viel Liebe im Detail in jeglicher Hinsicht, das zeichnet „The Epic Side Of Metal Vol. 1“ aus.

27.07.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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