Various Artists - The Big Four Live From Sonisphere

Review

Schon seit Jahrzehnten forderte die Thrash-Metal-Gemeinde, dass die vier größten Bands des Genres, ANTHRAX, METALLICA, SLAYER und MEGADETH, einmal zusammen auf Tour gehen. Im Rahmen der Sonisphere-Festivals ging dieser Traum in Erfüllung, und so konnte man die eben genannten Giganten der Szene zusammen auf einer Bühne begutachten. Ein paar Monate nach diesem besonderen Ereignis kommt aus dem Hause Universal Music nun die passende DVD mit den jeweiligen Auftritten der Bands auf dem Sonisphere Festival in Sofia, Bulgarien.

Den Anfang machen dabei ANTHRAX, die mit ihrem alten neuen Sänger Joey Belladonna die Tour bestritten. Dabei bildet das Line Up bis auf Gitarristen Rob Caggiano die Besetzung von 1985 bis 1992, wobei das Besetzungschaos in den letzten Jahren für viele Fans wohl als sehr konfus betrachtet. Nichts desto trotz präsentierten sich ANTHRAX live mal wieder als absolute Macht, die vom Anfang bis zum Ende die Massen im Griff hat, und das bei noch nicht allzu weit fortgeschrittener Tageszeit. Die Jungs treten mit „Caught In A Mosh“ sofort mächtig Arsch und treiben den Anwesenden ein breites Grinsen ins Gesicht. Auffallend ist dabei, dass Joey Belladonna seine Stimmlage im Gegensatz zu den Auftritten in den 80ern ein wenig in tiefere Gefilde getrieben hat. Weitere Nummern wie „Got The Time“, „Be All End All“, der Chart-Hit „Antisocial“, „Indians“ (mit Übergang in BLACK SABBATH´s „Heaven And Hell“) oder „I Am The Law“ folgen und beweisen, dass ANTHRAX trotz unruhiger Zeiten keine Probleme haben, live das Publikum mitzuziehen. Vor allem das aktive Stageacting der Musiker ist eine Augenweide, und wenn Joey Belladonna mit hoher Geschwindigkeit über die Bühne flitzt, werden Erinnerungen an vergangene Tage wach. Einzig die Tatsache, dass sich aus der John Bush-Ära lediglich „Only“ in der Setlist wieder findet, schmälert den musikalischen Genuss ein wenig. Dennoch, ANTHRAX vollzogen einen Triumphzug in Bulgarien, der sich hoffentlich in nächster Zeit wiederholt, wo auch immer.

Die darauf folgenden MEGADETH wurden mit Bandrufen empfangen, Sänger und Gitarrist Dave Mustaine kam locker auf die Bühne gelaufen und erinnerte von der Optik her an „Youthanasia“-Zeiten. Der Opener „Holy Wars…The Punishment Due“ schlägt sofort in die Vollen und die Menge gehorcht aufs Wort. Auch der anfangende Regen konnte die Stimmung im Publikum nicht kippen, im Gegenteil, die Abkühlung schien vielen willkommen zu sein. Freilich verfügen MEGADETH, genau wie alle anderen Bands des Packages, über ein sehr großes Potential an Hits und Klassikern und so wundert es nicht, dass Nummern wie „Hangar 18“, „In My Darkest Hour“, „Skin O´ My Teeth“, „A Tout Le Monde“, „Sweating Bullets“, „Symphony Of Destruction“ oder „Peace Sells“ frenetisch empfangen wurden und die Show zu einem Selbstläufer wurde. Dave Mustaine gab sich redselig wie selten zuvor, was zusätzliche Pluspunkte bei den Fans bescherte. Bassist Dave Ellefson rockte sich währenddessen locker durch das Set und grinste sich einen. Insgesamt auch eine sehr gute Show, deren Setlist sowohl Klassiker wie auch neuere Nummern enthielt.

Mit der Meinung, dass SLAYER zu den wohl stärksten Livebands überhaupt gehören, stehe ich wohl nicht alleine da. Und auch auf dem Sonisphere Festival bewies die Truppe um Sänger und Bassist Tom Araya und Gitarrist Kerry King, dass sie mit ihren Stücken unsterblich geworden sind. Obwohl man sagen muss, dass Tom schon mal besser bei Stimme war. Vielleicht lag es aber auch an den relativ neuen Nummern wie „World Painted Blood“, „Jihad“ oder „Hate Worldwide“, dass Tom nicht so ganz überzeugen konnte. Allerdings machte er diesen Fauxpas spätestens bei „Angel Of Death“ wieder wett. Zwar wurde auf den schönen Anfangsschrei verzichtet, doch in welcher Form auch immer, dieser Song bringt einfach Laune. Die Truppe rödelte sich durch ihr Set und kam mit „South Of Heaven“ und dem obligatorischen „Raining Blood“ zum krönenden Abschluss. Auf dem Sonisphere boten SLAYER sicherlich nicht ihren besten Auftritt, von einer soliden Show kann trotzdem gesprochen werden.

Zum (kommerziellen) Höhepunkt standen nun noch METALLICA auf dem Programm, die (natürlich) als Headliner fungierten. Und die hatten von Beginn an völlig leichtes Spiel, denn die meisten Zuschauer waren wohl für diese Band gekommen. Nachdem die Musiker unter tosendem Applaus auf die Bühne gekommen waren, ging es mit „Creeping Death“ auch gleich in die Vollen. Es folgten weitere Klassiker wie „For Whom The Bell Tolls“, „Harvester Of Sorrow“, „Sad But True“, „Welcome Home (Sanatarium)“, „One“, „Master Of Puppets“ (immer wieder eine Klasse für sich), „Nothing Else Matters“ oder „Enter Sandman“, welche sich allesamt in den letzten Jahren als festes Bestandteil ins Set eingeschlichen haben. Sänger und Gitarrist James Hetfield bot eine coole Show, auch seine Stimme konnte überzeugen. Was man von Schlagzeuger Lars Ulrich mal wieder nicht behaupten konnte. Seine Timingschwäche kann man auch auf diesem Ton- und Bilddokument deutlich hören und auch sehen. Seine Mitmusiker holten das Eisen allerdings wieder aus dem Feuer. Wie auch die anderen Bands zuvor, lobte James Hetfield, dass die großen Vier endlich zusammen auf der Bühne stehen. Und so kamen zu einen ganz bestimmten Song alle Musiker der vier Bands auf selbige, um gemeinsam zu spielen. Und natürlich konnte nur eine Nummer gezockt werden. Richtig, „Am I Evil“ von DIAMOND HEAD. Eine beachtliche Leistung wurde dargeboten, alle Musiker so unter einen Hut zu bekommen und den Song zu spielen. METALLICA brachten anschließend ihr Set mit „Hit The Lights“ und „Seek And Destroy“ zu Ende. Gute Show, nette Effekte aber eine klasse Auswahl an Titeln.

Als coolen Bonus gibt es noch eine Dokumentation, was alles hinter den Kulissen abgeht. Alle Musiker werden gezeigt, erzählen ein paar nette Geschichten und hinterlassen teilweise bleibenden Eindruck, wenn z.B. über alte Zeiten geplaudert wird oder wenn sich die Musiker in ihren Backstage-Bereichen treffen oder nach der Show über ihren Auftritt berichten.

Der Anlass dieser DVD wurde würdig in Szene gesetzt und was könnte man für ein Package dieser Bands und dieser Auswahl an Songs anderes geben als die Höchstnote?

25.10.2010

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