Mittlerweile gibt es neben den üblichen DVD-Veröffentlichungen von Bands auch ein paar Werke, die sich nicht (nur) mit den Auftritten auf Konzerten oder Festivals beschäftigen, sondern eher auf die Fans, die Szene und die Musiker der Bands eingehen. Diese Dokumentationen der Szene wurden in den letzten Jahren vor allem von „A Headbanger´s Journey“ geprägt. Die neueste Dokumentation hört auf den Namen „Schwermetall – Der Film“ und schlägt ungefähr in die gleiche Kerbe, ist aber keinesfalls eine Adaption auf das kanadische Werk. Denn die Macher des Films, Andy Karsten Iller und Sana Guillera, konnten nur auf ein schmales Budget (wenn überhaupt ein Budget vorhanden war) zurückgreifen und haben sämtliche Aufnahmen in Eigenregie erstellt (auch wenn im Hintergrund des gut 2,5 Stunden laufenden Films mehr als 1000 Leute beschäftigt waren). Und man merkt bereits mit den ersten Bildern, wie viel Herzblut die beiden in ihr Projekt investiert haben.
„Schwermetall – Der Film“ geht, wie eben genannt, mehr auf die Fans und einzelnen Musiker der Bands ein, und zeigt relativ wenige Live-Aufnahmen. Aber gerade das macht den Film so interessant. Denn man sieht hier nicht nur das Promo-Geschwafel von etablierten Truppen, sondern die Meinungen von Fans und Musikern zu verschiedenen Inhalten des Heavy Metals. So bekommt man in den ersten paar Minuten schon mal einige Fakten in Zahlen serviert. Z.B. dass ein Metaller in seinem Leben gut 20.000 mal Bier holen geht. Ansonsten werden noch verschiedene Anekdoten präsentiert und sogar Till Burgwächter bekommt seinen Kommentar zum Film (dieser hat allerdings noch weitere Auftritte).
Vom Themengebiet her wird der Metalhead an sich und u.a. altbekannte Gewohnheiten der Metal-Gemeinde unter die Lupe genommen und von Bands und Fans analisiert. So z.B. die Frage, wer das Headbangen erfunden hat, was u.a. TANKARD, QUEENSRYCHE, DESTRUCTION oder AGENT STEEL aufzuklären versuchen. Außerdem sprechen einige Combos über die glorreichen 80er und deren Highlights (u.a. Doro Pesch, U.D.O., UFO). Sehr interessant ist auch das Thema, wie man eigentlich Metaller wird. Hier stechen besonders GIRLSCHOOL heraus, die ihre ganz eigenen Theorien entwickelt haben. Aber auch die Story von LIZZY BORDEN kann sich sehen lassen, genauso wie von PARADOX, EDENBRIDGE oder SUBWAY TO SALLY.
Nach so viel Heiterkeit kommen mal wieder ein paar Fakten auf den Tisch. Die technischen Daten des Bang Your Head Festivals werden einigen auserwählten Personen im Backstage erläutert, ebenso einige Impressionen des Festivals gezeigt. Ein wenig nachdenklicher kommen anschließend ZED YAGO herüber, die sich kritisch mit dem Business, Casting Shows und der GEMA auseinandersetzen. Ein wenig im eigenen Interesse ist sicherlich der Besuch bei den Italienern von NEVERDREAM, die ihre Scheibe bei Twilight Zone Records vertreiben. Die Entstehung der Konzeptalben dieser Band ist sicherlich sehr interessant, hätte an dieser Stelle aber nicht unbedingt sein müssen. Wesentlich passender ist dagegen das Interview mit den Berlinern FATAL EMBRACE zu dem Zustand des Heavy Metals in der ehemaligen DDR.
Natürlich darf auch das Business hinter dem Musikstil Metal nicht fehlen. Und so bekommt man Eindrücke der Arbeit der Labels Nuclear Blast (mit Führung vom Chef Markus Staiger persönlich), AFM-Records und Twilight Zone Records. Es ist jedenfalls mal ganz interessant, die Menschen und die Arbeit hinter den Firmen kennen zu lernen.
Auch die Bonussektion der DVD ist nicht von schlechten Eltern. So bekommt man ein (hoffentlich) fiktives Casting präsentiert, verschiedene Outtakes oder auch die Sendung mit der Metal Maus zu sehen. Allesamt lohnenswerte Kapitel, wenn man denn einen Funken Humor in sich trägt.
„Schwermetall – Der Film“ ist eine gelungene Darlegung der gesamten Metalszene. Die Macher können stolz auf ihr Werk sein, denn sämtliche Musiker und Fans kommen hier mit ehrlichen und aufrichtigen Verhalten zur Geltung, ganz ohne kommerzielle Hintergedanken und das alles in einer wahnsinnigen Fülle von Informationen. Einziger negativer Aspekt ist eigentlich nur die gelegentliche schlechte Beleuchtung bei den Interviews. So kann man z.B. die Jungs von DESTRUCTION eigentlich nur erahnen, was aber vielleicht gar nicht so schlimm ist.
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