Various Artists - Saarland Underground
Review
„Saarland Undgeround“, jetzt wird es regional. Auch in diesem Jahr soll der saarländische Underground nicht nur unterstützt, sondern vor allem auch erstmal dem Rest des Landes und der Welt vorgestellt werden. Und dieser Untergrund ist gar nicht mal klein, denn immerhin sind 23 Bands auf zwei CDs vertreten. 23 Bands, ich dachte, soviel Einwohner hat das Saarland nicht einmal, könnte man jetzt kalauerisch zum Besten geben. Mache ich aber nicht, ich stelle Euch lieber die Bands vor:
SLAVES UNDER MACHINE GODS: beweisen, dass das Saarland eine Provinz Schwedens ist, denn ihr Death Metal mit leichten Grind-Einflüssen wirkt wie eine noch fiesere Version DISMEMBERS. Ordentlicher Start, auch wenn der Sound der Drums ein wenig aufdringlich ist.
NORTH FROM HERE: geben sich in den ersten Tönen eher spacig zumindest erinnerte mich das Keyboard recht stark an Bands wie CHILDREN OF BODOM, wozu auch die sehr traditionellen Gitarrenleads und der leicht aggressive Gesang passen. Dem gegenüber stehen dann aber die synthetischen Klänge, die im Laufe des Songs immer nerviger werden und schon an Kinder-Bands wie SONIC SYNDICATE erinnern. Verzichtbar.
ENDLESS VOID: EISREGEN? SALTATIO MORTIS? Oder doch RIGER? Irgendwo dazwischen pendeln sich ENDLESS VOID ein. Zum Glück versteht man die deutschen Texte nicht, aber auch musikalisch ist da nicht viel zu holen, ein Mix aus Black/Death Metal mit leichten Mittelalter-Referenzen in stark verwaschenem Klang. Die Geige ist anstrengend. Verzichtbar.
JOHN DEE: Gerade noch an einen Traktor gedacht, war aber jemand anders. Hier wird es dunkel, Gothic Rock ala 69 EYES, ordentlicher Gesang, ein bisel LOVE LIKE BLOOD ist auch dabei. Der Sound ist eher dünn, aber erhält dadurch ein schönes 80er-Flair, gefällt mir ganz gut, auch wenn ein catchiger Refrain dringend nötig wäre.
GRAVETY: Thrash, leichtes METALLICA-Riffing gemischt mit KREATOR, leiden aber ebenfalls an einem sehr dünnen Sound, der den Songs die Energie nimmt. Dazu klarer Gesang, der wiederum etwas folkig klingt, aber nicht so ganz zum instrumentalen Bild passt. Verzichtbar.
PROFANUS NATHRAKH: Heißen die nicht ANAAL NATHRAKH? Klingt auf jeden Fall stark nach den Briten. Dieses Soloprojekt bietet eine ordentlich chaotische Mischchung aus Black, Death und Grind, bei der der Drumcomputer in manchen Momenten aber ein wenig nervt und der der Wahnsinn des erwähnten Duos ein wenig abgeht.
HALF PAST DEAD: Sagen laut Myspace, sie spielen einen Mix aus Death Metal, Metal und Hardcore. Eine Bezeichnung, die man dieser Tage bei auffällig vielen Bands liest und so klingen HALF PAST DEAD dann auch. Stino-Deathcore ohne Höhepunkte. Verzichtbar.
MASQUERADE: pendeln sich irgendwo zwischen Metal und Classic Rock ein, erinnern mich ein wenig an frühere DANZIG; wenngleich die Stimme des Sängers ein wenig dünn rüber kommt. Kann aber auch am Sound liegen, der ebenfalls nicht der Fetteste ist. Das Songwriting ist leider auch eher mau. Für nen Abend inner Rockerkneipe sollte es aber ausreichen.
INVOKATION: Der Name lässt es erahnen, Death Metal, sehr necro und sehr old school, hat einen gewissen Reiz, auch wenn der Song nicht vor Originalität strotzt. Erinnert aber dennoch positiv an so manch niederländisches Urgestein. Gefällt.
HERALDER: Ha, mein Namen-Ratespiel klappt. Ich hatte auf Folk getippt, es gibt eine Mischung aus Folk und Metal. Besonders der gedoppelte Gesang in Kombination mit den kitschigen Keys erinnert stark an frühe MYSTIC CIRCLE. Hinzu gesellt sich Frauengesang und klare männliche Vocals, da ist wirklich alles dabei, was ich an diesem Genre schrecklich finde.Absolut verzichtbar.
JOKER’S DRIVE: Ist das ein Witz? Macht JULE WERDING jetzt „Metal“? Das ist ja grauenhaft, sowohl textlich als auch musikalisch. Mittelalter-Metal, aber ohne Mittelalter-Instrumente. Klingt wie eine noch schlimmere Version von SUBWAY TO SALLY. Ganz übel.
MALOIK: Highlightloser Heavy Metal, bei dem die Vocals viel zu stark in den Vordergrund gemischt sind. Ist aber nicht allzu schlimm, spannende Dinge geschehen auch da nicht. Insgesamt ein würdiger Abschluss der ersten CD, da er genau das repräsentiert, was dieser Sampler im Durchschnitt bisher geboten hat.Mittelmaß.
Weiter goes it:
CELESTA: Naja, so die typische Femal-Fronted-Metal-Schiene. Wenig Highlights, die instrumentale Leistung ist äußerst unspektakulär, aber immerhin kann die Sängerin ganz gut singen. Das Keyboard macht aber wieder alles kaputt. Verzichtbar.
ICON: aus St. Ingbert, haha, was ein Ortsname. Der Ingbert bringt gerade den Bio-Müll zum Kompost. Habe ich überhaupt Zeit, hier soviel Abwegiges zu schreiben? Klaro, viel passiert bei ICON ja nicht. Melodischer Schweden-Death-Metal, bisel AMON AMARTH, bisel frühe ARCH ENEMY. Ganz ok, aber leider nicht berauschend. Verzichtbar.
BANISHED FORCE: Der Name sagt mir sogar was, die hab ich mal besprochen. Klassischer 80er THRASH mit leichter CARNIVORE-Note. Klingt sehr retro, auch die Produktion. Aber schon ein kleines Highlight bei dem bisherigen Niveau. Ok.
WINTER: Klingt ein wenig wie DIMMU BORGIR ohne Keys mit etwas Black-Metal-lastigeren Riffs. Schlimmer Text, aber sonst ganz in Ordnung. Müsste man mal ein ganzes Album hören.
RESISTANCE OF YIELD: Feinster Metal aus dem Saarland laut Selbsteinschätzung. Spielen demnächst im evangelischen Pfarramt zu Merzig, der Priester darf sich auf Standard-Death-Metal amerikanischer Note freuen. Sofern er die CANNIBAL-CORPSE- und SUFFOCATION-Diskographie noch nicht in seinem Plattenschrank hat, lernt er vielleicht etwas Neues kennen. Ansonsten verzichtbar.
URIEL’S WINGS: Meine Güte, wieviel Sängerinnen gibt es denn im Saarland. Erinnern ein wenig an THE GATHERING, bis der miese Kreischgesang einsetzt und zusammen mit dem aufdringlichen Bass alles zerstört. Die Dame sollte lieber klar singen, das ist ja grauenhaft. Schade, das klang anfangs richtig gut, fängt dann aber schnell an zu nerven und wird dann doch: kacke.
ANCIENT GODS: Alright. Yeah. Let’s Go! Eieieieieieiei. Heavy Metal is the law, zumindest bei den ANCIENT GODS. Machen ihre Sache eigentlich nicht schlecht, ist aber nicht so ganz meine Baustelle. Dürfte Genre-Fans gefallen.
AUTUMNIGHT: Yeah, endlich mal ne Band mit Frauengesang. Klingen stark nach ruhigeren Songs von KITTIE, hin und wieder hört man auch ein Keyboard. Besonders im Refrain unsagbar kitschig und zum Ausgang, auch durch das immer weiter in den Vordergrund drängende Keyboard, arg nervig. Verzichtbar.
UNE: Yeah, endlich mal ne Band mit Frauengesang. Das ist doch ein Witz, oder? Ist das Saarland das Pendant zur Zone, nur dass da die Frauen und nicht die Männer abhauen? Operngesang und schmusige Begleitung bieten UNE, die mir schon nach einer guten Minute extrem auf die Eier gehen. Furchtbarer als NIGHTWISH (und das will schon was heißen).
SOCIETAS NOCTIS: Mischung aus Death und Black mit deutschen Texten. Naja, viel bleibt nicht hängen, die Riffs sind austauschbar, der klare Gesang kann mich auch kaum überzeugen. Verzichtbar.
ARCTIC WINTER: im Saarland, die haben es gut. Band sagt, sie macht Metal. Sehen auch schwer danach aus, legen dann aber recht kuschelig los. Irgendwann ist das einleitende Geplänkel dann aber doch vorbei und es gibt MAIDEN-haften Metal, der leider auch keinen großen Wert auf kreatives Songwriting legt, schade, aber verzichtbar.
So, hab ich es doch tatsächlich geschafft und es war schwerer als gedacht (ripidi-rhyme!). So leid es mir tut, aber viel scheint das Saarland nicht zu bieten zu haben, zumindest nicht die Bands, die auf diesem Sampler vertreten sind. INVOKATION sind für mich die klaren Gewinner, daneben gab es noch ein, zwei gute Songs, die man aber bei dieser Masse an Mittelmaß und richtig schlechten Songs schnell wieder vergessen hat.