Various Artists - Rockthology (Vol. 1 & 2)

Review

„The world of heavy metal and alternative music as you’ve never seen it before“ – mit einem solchen Slogan versucht man einem die 10-teilige DVD-Serie „Rockthology“ schmackhaft zu machen. Wer hier eine umfassende Doku zur Rock/Metalszene erwartet, dürfte so ziemlich in jeder Hinsicht enttäuscht werden. Ich jedenfalls war geschockt, was mir auf den ersten beiden Teilen der Serie als „außergewöhnlicher Streifzug durch die Geschichte der Rockmusik“ präsentiert wird. Eine lieblos zusammengestellte Ansammlung alter Videoclips, die von Interviewsequenzen unterbrochen werden. Bei diesen dürftigen Interviews gibt’s zumeist den üblichen Rockstar-Smalltalk. Und man erfährt, dass Aerosmith-Gitarrero Joe Perry die meisten Jahre seiner Karriere unter Heroin-Koks-Dauer-Vollnarkose gestanden hat, dass Gene Simmons alles rammelt was nicht bei 3 auf den Bäumen ist und so weiter. Eben nix neues. Nur der übliche, zwanghafte Vorzeige-Hedonismus, der zwischen Tourbus, Bühne und Studio genug Anlass für Alkohol- und Drogenexzesse bietet und zu dem auch die ewige Groupie-Legende von Gratis-Sex mit knapp-bekleideten Fans aus der ersten Reihe genauso dazugehört wie der selbstfüllende Geldkoffer vom Major-Label. Toll! Billy Sheenan erklärt einem die Gepflogenheiten eines kalifornischen Puffs, Ronnie James Dio führt einen durch sein museal-eingerichtetes Heim und Tony Iommi kommentiert spontan die Inhalte eines Turnbeutels. Faszinierend… äh, Moment… es müffelt irgendwie. Ist hier etwas jenseits des Verfallsdatums!? Nach Durchsicht beider DVDs stelle ich fest, dass wirklich jeder der Beiträge aus den Jahren 1988 bis 1992 stammen muss. Ohne jegliche biographische Qualität werden hier verstaubte Interviews aus dem Archiv gefischt und digital recycelt. Doch was 1990 aktuell war, besitzt anno 2003 keinerlei Relevanz, vor allem wenn in der Zwischenzeit Verblichene zu Wort kommen. Kurt Cobain spricht über „Smells Like Teen Spirit“ und Layne Stanley schildert seine Eindrücke von der „Facelift“-Tour – solch beliebige Momentaufnahmen taugen niemandem irgendwas. Lächerliche Poserbands wie Atomic Playboys und Ted Nungent’s Damn Yankees waren kurzlebige und absolut irrelevante Trittbrettfahrer, die dem Glam-Rock-Trend der Spätachziger nacheiferten und rasch vom Nirvana- und Pantera-Hype beiseite gefegt wurden. Was haben solche Gurkentruppen auf einer Rock-History-DVD verloren… ich weiß es nicht. Zwischendurch ein paar peinliche, aber zum Glück kurze Cartoon-Clips, bei denen die klischeehafte Verbindung aus pubertären Aggressionsgelüsten und dem metal-konformen Rocker-Lifestyle in flachste Pseudo-Splatter-Toons a la „Celebrity Death Match“ mündet. Den Machern von „Rockthology“ war scheinbar auch nichts zu billig als es um die technische Umsetzung geht: innerhalb der Untertitel tummeln sich Rechtsschreibfehler und lächerliche Missverständnissen, die nur auf mangelnde Sachkenntnis des Texters zurückzuführen sind. So ist hier die Rede von Ronnie James Leo (!) und Rip(!!)-Meister Tony Lommi (!!!). Da wird aus Steve Vai’s Megaseller-Album „Passion & Warfare“ mal eben „Passionate Warfare“. Und das sind nur Beispiele dafür, was sich wie ein roter Faden durch die gesamte DVD zieht. Als DVD-Extras gibt’s noch Biografien und Diskografien in Textform zu den jeweiligen Interpreten. Stellenweise sind diese recht umfangreich und detailliert, nur macht dies allein die Anschaffung der DVD nicht erforderlich. Fazit: Dieser Hard’n’Heavy-Scheiß blieb nicht ohne Grund jahrelang unbeachtet. Warum jetzt nach über eine Dekade dieser Mist wieder ausgegraben und auf DVD gepresst wurde ist mir unergründlich. Daher meine „Nicht-Kauf-Empfehlung“.

09.10.2003

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