Es gab Zeiten, da hab ich Rock Hard, Metal Hammer und Zillo nur gekauft, um den beiliegenden Sampler zu bekommen. In der Regel hatte es sich gelohnt. In der Vor-Youtube-Zeit war es schließlich die einfachste Möglichkeit gewesen, endlich mal die Gruppen zu hören, die die Magazinseiten füllten und den eigenen musikalischen Horizont erweiterten. Hätte es keine Sampler gegeben, wäre ich nie an Bands wie die APOKALYPTISCHEN REITER, SONATA ARCTICA oder FIELDS OF THE NEPHILIM gekommen. Man muss also zugeben, dass ihre Existenz nicht vollkommen sinnlos ist.
Trotzdem frage ich mich, wo das Label Fastball Music die Zielgruppe für ihre neue Samplerserie „Rock Attack“ sieht. Denn dass man die meisten Bands darauf nicht kennt, liegt daran, dass 80% der entweder unter „Rock“ oder „Metal“ einsortierten Songs aus dem Underground kommen, und dort auch durchaus ihre Berechtigung haben. Was ich gar nicht negativ meine. Aber man muss einsehen, dass viele Songs, die live großartig funktionieren, auf einem Studioalbum nach kurzer Zeit ziemlich dröge werden. Und „Rock Attack“ besteht aus etlichen von diesen Liedern.
Immerhin gibt es aber auch positive Überraschungen. Von der ethnisch geprägten Rockband TRI STATE CORNER hab ich zuvor noch nie etwas gehört, muss ihnen aber große Qualitäten zusprechen. Spaß machen auch die eher Dark-Metal-beeinflussten „Never Enough“ von MIRRORED IN SECRECY oder „The Scourge We Wield“ von LEVIATHAN. Wer es thrashiger mag, ist mit „Kill Her“ von VAGABOND gut aufgehoben, und mein persönlicher Favorit ist das angenehm retro-rockende „Rock’N Roll Megastar“ der Berliner Musikerin CORA LEE. Von der würde ich mir auch ein komplettes Album anhören wollen.
Die großen verkaufsfördernden Bands funktionieren mal gut (SUBWAY TO SALLY, TOKYO BLADE), mal abwechslungsreich (SUBSIGNAL), und mal nett, aber irgendwie auch peinlich (EDGUY, MEGAHERZ). Ich habe es nicht bereut, den Sampler aus Reviewgründen zu hören, empfehle es aber niemandem so recht zum Kauf. Unabhängig davon welche Existenzberechtigung man dieser anachronistischen Form der Musikverbreitung heute einräumt, fehlt einfach über zweieinhalb Stunden hinweg viel zu oft die wünschenswerte Qualität.
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