Compilations, früher im Standardrepertoire in jedem Musikladen, wirken heutzutage irgendwie wie aus der Zeit gefallen. Ist doch Musik jeglicher Fasson Dank Internet immer und überall und oftmals kostenlos bis billigst konsumierbar. Und dann gibt es ja auch noch die Beilagen diverser Print-Magazine. Dass so eine Zusammenstellung auf CD zu Kaufen aber auch Sinn haben kann, zeigt die vorliegende Compilation „Metal Cult Festival“.
Kult oder Unkult?
Neudi, ehemaliger Schlagzeuger von MANILLA ROAD, heute aktiv bei TRANCE, ROXXCALIBUR und JAMESON RAID, und gleichzeitig A&R bei Golden Core, hat diesen Sampler zusammengestellt. Damit ist die Richtung auch gleich klar – es geht um traditionellen Heavy Metal, klassischen Hard Rock und Thrash Metal im Stil der Achtziger und dessen Helden der zweiten, dritten und vierten Reihe. Sprich die Bands, die nicht ganz im Fokus der größeren Öffentlichkeit stehen und standen, bei eingeschworenen Fans aber zumindest Kultstatus genießen. Oder völlig unbekannt sind. Den Bogen zum Namen „Metal Cult Festival“ spannen Golden Core dadurch, dass viele der hier vorgestellten Bands auf Festivals wie den Keep It True und ähnlichen Veranstaltungen in Europa und den USA gespielt hatten.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk eben auch auf Bands aus dem eigenen Golden Core Katalog, die Neudi unter Vertrag nahm bzw. die für eine überarbeitete Wiederveröffentlichung lizensiert wurde. Und so eignet sich die Doppel-CD „Metal Cult Festival“ mit 35 Songs von 33 Bands und 20seitigem Booklet tatsächlich mal wieder für Entdecker und Neugierige, die tiefer in die Materie eintauchen möchten.
Einige alte Bekannte
Die beiden prominentesten Bands auf „Metal Cult Festival“ sind zweifellos MANILLA ROAD („Necropolis“ von „Crystal Logic“ und „My Wake“ von „To Kill A King“) und GRIFFIN („Heavy Metal Attack“ und „Tame The Lion“, letzteres als Remix von 2020), die jeweils mit zwei Songs enthalten sind. Weitere bekanntere Acts sind die NWOBHM-Legende JAGUAR mit „Nailed“, die Niederländer DARK WIZARD mit „Master“ und WITCHFYNDE mit dem Song „Stab In The Back“. Das war es dann aber auch schon mit den etwas größeren Namen.
Archäologie
Ansonsten hat Neudi mal wieder metallische Archäologie betrieben und mit viel Feingespür für spannende Obskuritäten insbesondere im tiefsten Teutonenstahl-Untergrund ausgebuddelt, die kaum jemand auf dem Zettel hat. Wie zum Beispiel Rheinland-Pfälzer Progressive-Thrasher ECONOMIST, vormals SUDDEN DARKNESS, mit dem fesselnden „95s Mentality“. Oder die Bonner Undergroundformation CUTTY SARK oder der Geheimtipp SCAVENGER mit dem starken „No Return“. Es gibt NWOBHM mit WARRIOR, schweren US Metal mit EXPLODER, Speed / Thrash Metal mit HELLBREATH, blueslastigen Kraut Rock mit FLOATING OPERA und sogar, als einzige Ausnahme, Alternative Rock / Pop mit KOKOON. Natürlich gibt es bei der Masse auch negative Ausfälle wie der wenig zwingende Blueser von MASS. Im Großen und Ganzen ist die Mischung aber durchaus gelungen und es ist spannend, für sich neue Underground-Bands zu entdecken, die zwischen solide bis gut schwanken.
Natürlich kann man über den Sinn solcher Compilations immer streiten. Für Fans des Labels oder auch interessierte Anhänger aber sicherlich eine gut zusammengestellte Übersicht.
Kommentare
Sag Deine Meinung!