Various Artists - Indian Rezervation Blues And More

Review

Die Idee klang eigentlich sehr interessant: originär indianischer Blues, Rock und Pop, drei Alben plus Videoteil. 48 Seiten Booklet, cooles Coverdesign. Musste ich mir unbedingt mal anhören. Die Ausführung dieser Idee: für mich eher Frust als Lust.

CD Nummer eins hat mit dem Jazzer AARON WHITE und den Bluesern A. PAUL ORTEGA und ART NAPOLEON drei echte Könner aufzubieten. Wo die restlichen Interpreten auch den unbedarftesten Hörer mit Urgewalt auf die Reservat-Problematik aufmerksam machen und die Sozialkritik kitschig und platt aus den Boxen trieft, gehen White, Ortega und Napoleon das Thema subtiler und musikalisch wertvoller an. Inmitten von seichtem Pop, hier und da einem rockigen Stück (DEREK MILLERs „Shot O‘ Cocaine“), einer Menge Fahrstuhlpop, albernem Hip Hop der Marke „Schlafzimmerproduktion“ und aussagelosem Country mit indianischen Gesangsintros stechen vor allem diese Jazz- und Bluesbeiträge positiv heraus. Bis hierhin ist „Indian Rezervation Blues And More“ am Besten, wenn die Musik stilrein und größtenteils frei von nativen Einflüssen ist. Ich will kein Musiknazi sein, aber Blues klingt eben doch am besten, wenn er wie Blues klingt.

Dieser Trend setzt sich auf den beiden folgenden CDs fort, leider nicht im positiven Sinne. Ich musste mich zurückhalten, die mitunter sogar nervtötenden Beiträge einiger Künstler nicht nach dreißig Sekunden der Skiptaste zum Opfer fallen zu lassen. Nervender Höhepunkt: eine fünfminütige, zu seichtem Gedudel heruntergebetete Liste von Bezeichnungen, die Menschen Indianern und Indianervölker sich selbst gegeben haben. Ich kann auch nach längerem Nachdenken keinen Grund finden, warum ich mir das anhören sollte. Generell wäre eine flüssigere Einbindung indianischer Musik und Textkunst viel sinnvoller und interessanter gewesen, als alles Indianische auf einige „Ah heya heya“-Chöre und die immer gleiche lyrische Reflektion der bekannten Reservat-Schweinerei (zudem auf Englisch – wie nativ!) zu reduzieren. Die interessantesten Stücke auf CD Nummer drei sind übrigens, wieder einmal, die bluesigen Songs (KEITH SECOLA „Kokopelli Blues“ und GARY FARMER mit einer JOHN LEE HOOKER-Interpretation von „Stripped Me Naked“).

Bezeichnend für diese Compilation ist, dass die Stücke, die qualitativ internationales Niveau erreichen, nicht einmal eine CD füllen. Warum es drei sein müssen, ist mir schleierhaft. Das Durchhören gestaltet sich dabei zäh und endlos. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass kein einziger Rocksong dabei ist, den ich für hörenswert halte. Eigentlich disqualifiziert sich dieses Teil damit für ein Review auf dieser Seite – andererseits: wenigstens das wollte ich mitgeteilt wissen.

18.04.2009
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