Immer noch auf der Suche nach hörbarer Weihnachtsmusik? Da bietet es sich an, die 1995 erschienene CD „Excelsis – A Dark Noël“ wiederzuentdecken. Diese erste von bislang drei „Excelsis“-Compilations ist nach wie vor einzeln oder in einer Box mit ihren beiden Nachfolgern erhältlich. Das erfolgreiche Konzept der Platte besteht darin, Gothicbands und -projekte überwiegend bekannte und traditionelle Weihnachtslieder interpretieren zu lassen. Die Instrumentierung ist zumeist elektronisch, aber auch einige Zupf- und Streichinstrumente sind zu hören, und meistens spielt der Gesang eine wichtige Rolle. Die so entstandenen Stücke stehen mal nahe an Ethereal und Ambient, mal spielen Folk- und Industrial-Anleihen hinein. Jedenfalls sind sie durchweg ganz sicher nicht partytauglich und weit vom Schlager- und Rockgedudel entfernt, mit dem weithin die öffentliche Weihnachtsbeschallung bestritten wird.
Wer nun erwartet, dass hier Weihnachtslieder demontiert werden, liegt aber falsch. Der Umgang mit den Liedvorlagen ist durchaus respektvoll – bis vielleicht auf die „Jingle Bells“-Version von LOVELIESCRUSHING. Aber was soll man mit diesem totgeleierten Lied sonst auch machen, außer es durch die Schneefräse zu schicken? Dadurch wurde es immerhin zu einem leicht noisigen und bedächtigen Ambientstück. Eines der weniger erwartbaren Lieder ist zugleich der Höhepunkt dieser Compilation, nämlich die Interpretation des jüdischen „Chanukkah, oh Chanukkah“ durch BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL. Die verwandeln dieses meistens sehr fröhlich vorgetragene Lied in die klangliche Umsetzung eines Mysterienspiels und erinnern damit ein bisschen an ATARAXIA in ihren besten Momenten. Und es sind ja Mysterien, die zu Weihnachten gefeiert werden. Das kann man sich mit dieser CD auch mal wieder bewusst machen, oder man kann die Musik zum Anlass nehmen, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen, was Weihnachten bedeutet.
Insgesamt ergibt das eine sehr beachtliche Sammlung von sphärischem und hymnischem, eindringlichem und in sich gekehrtem Gothic, der immer wieder leicht unheimliche Untertöne anschlägt. Zwar ist nicht alles hier Enthaltene außergewöhnlich, aber auch konventionellerer Elektro wie „The Little Drummer Boy“ von SORROW ist doch immer noch gut. Auch etwas Humor hat seinen Platz auf dieser CD, am auffälligsten, wenn LOVE SPIRALS DOWNWARD „Welcome Christmas“ spielen, ein Lied aus dem Soundtrack von „How The Grinch Stole Christmas“. Dass dieses nicht albern wirkt und sich sogar nahtlos in das Gesamtkonzept einfügt, spricht sowohl für die Band als auch für die Zusammenstellung der einzelnen Lieder.
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