Various Artists - A Tribute To Katatonia

Review

KATATONIA. Der Name lässt wohl die wenigsten an ein psychomotorisches Syndrom denken – vielmehr werden Erinnerungen wach an eine Band, die seit nunmehr 15 Jahren mit viel Gefühl, Melancholie und auch einer gehörigen Portion Bitterkeit die bedrückten Herzen beseelt und unstreitig schon vielen Menschen in schmerzvollen Stunden zur Seite stand. Selbst unzählige musikalische Kollegen können einen nachhaltigen Einfluss wohl kaum leugnen und so verwundert es nicht, dass sich auf dem just erschienenen Tributalbum „December Songs – A Tribute to KATATONIA“ einige Szenegrößen tummeln, um eine über hundert Minuten lange akustische Laudatio auf die unumstrittenen Helden der Endzeitstimmung abzuhalten.

Zugegeben hielt ich es zunächst für unmöglich einer Band wie KATATONIA in gebührendem Maße gerecht zu werden, doch schon bei der ersten der zwei CDs wurde ich eines Besseren belehrt und infolgedessen mit einer gehörigen Gänsehaut beschenkt. Was BEATRIK, GEIST und vor allem DARK FORTRESS dort abliefern ist nicht nur anständig, sondern nahezu erstklassig und muss sich vor allem atmosphärisch nicht hinter den Erschaffern verstecken. BEATRIKs Interpretation von „The Northern Silence“ überzeugt besonders durch die verzweifelten Schreie und kratzigen Gitarren, die das katatonia’sche Original um eine noch schwermütigere Dimension erweitern und durchaus das Prädikat „eigenständig“ verdient haben.

Die nachfolgenden Darbietungen von FOREST STREAM, AEVERON, XASTHUR (von welchen ich zugegeben ziemlich enttäuscht war, da sie weder dem eigenen, noch dem katatonia’schen Anspruch wahrlich gerecht werden…) und WYRD fallen weder durch überdurchschnittliche Kreativität noch durch unterirdisches Gepolter auf und so spitze ich erst beim achten Song wieder verstärkt die Lauscher. Die Herren von GEIST schaffen es nämlich nicht nur „Love of the Swan“ modern und individuell zu vertonen, sondern drücken dem Endprodukt auch noch ihren eigenen, unverkennbaren Stilstempel auf und kreieren somit fast schon ein neues Stück, das obendrein noch hohen Wiedererkennungswert besitzt.

Kapitel Eins des Tributs endet dann schwermütig mit dem bereits auf „Stab Wounds“ als Coverversion erschienenen „Endtime“ von DARK FORTRESS. Was kann man dazu noch sagen? Endzeitliche Wehmut kann man wohl kaum intensiver instrumentieren und so ist es wohl auch besser, dass man sich mit dem Gang zum CD-Wechsler erstmal eine kurze Verschnaufpause von all der Niedergeschlagenheit gönnen kann.

Auch die zweite Platte hält einige Schmankerl bereit und die mir bis dato unbekannten Amerikaner LOSS liefern direkt zu Beginn eine solide Leistung mit ihrer Fassung des „Brave Murder Day“-Klassikers „Brave“ ab. Die leidvolle, melancholische Quintessenz KATATONIAs entfaltet sich dann allerdings erst wieder mit FORGOTTEN TOMB, die ihre Version von „Nowhere“ in gewohnt desperater Manier vortragen und sich tadellos in die trostlosen Gefilde der Urväter einfügen.

In gänzlich andere Sphären dringen hiernach HEL ein, die „Cold Ways“ mit klarem Frauengesang und sanften Klängen arrangieren und damit eine sehr angenehme, gemächliche Stimmung kreieren. Auch FARSOT und FRAGILE HOLLOW gehen ordentlich zu Werke, wobei mir bei ersteren der Kreischgesang zu „I Break“ nicht ganz gefallen mag, da er die zerbrechliche Stimmung des Originals leider völlig zerrüttet. Die Ehre des Epiloges wird letztlich OCTOBER FALLS zuteil, die mit einer sanft gezupften Gitarre und vereinzelten Vocals einen überaus gelungenen Ausklang erschaffen und so die Lobpreisung gebührend beenden.

„December Songs“ ist wohl das beste Tribute-Album, das ich kenne und durch die durchweg hohe Qualität, die charmante Aufmachung und die spürbare Verbundenheit der teilnehmenden Bands zu KATATONIA wurde ein Werk erschaffen, welches wohl noch lange Zeit den Weg in die Plattenspieler finden wird. Pflichtkauf für jeden KATATONIA-Fan und uneingeschränkt empfehlenswert für Freunde bedrückender, finsterer Klänge.
Nebenbei bemerkt ist auch die Gestaltung sehr gelungen – ein zwanzigseitiges Booklet wartet mit Informationen über alle teilnehmenden Bands auf und durch das (wie immer geniale) Coverbild von Kristian „Necrolord“ Waahlin und zwei exklusive Fotos des ersten Bandshootings kommen auch Liebhaber visueller Schätze auf ihre Kosten. Beziehen könnt ihr das gute Stück direkt beim Label Northern Silence und zwar wahlweise als Doppel-CD (Jewelcase oder Digipak) oder als Doppel-LP.

07.01.2007
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