Vargnatt - Nur Ein Traum

Review

Zünftigen Black-Metal der alten Norwegerschule bietet und das deutsche Einmannprojekt VARGNATT dar. Dieser kommt hier schwermütig bis depressiv daher und ist eher ruhig und introvertiert gehalten, an Stelle von hektischem Geballer. Auch wenn „Nur Ein Traum“ wohl als Demo zu verstehen ist, so wirkt es doch recht souverän
und ausgereift. Die instrumentale Bandbreite von Solokünstler Evae deckt hierbei eigentlich alles angefangen von akustischen und elektronischen Gitarren bis zu Keyboards ab, was im Black Metal so heimisch ist. Langweilig wird es also nicht, denn VARGNATT gestaltet sich durchaus abwechslungsreich und vor allen Dingen atmosphärisch.

Ein ungefährer Anhaltspunkt, um VARGNATT musikalisch richtig einzuordnen, wäre wohl NARGAROTH – mag man über all das, wofür dieser Name auch steht, denken, was man will. VARGNATT hat jedoch deutlich mehr unverzerrte Gitarren und verarbeitet auch noch einige weitere Einflüsse. Das Fundament bildet hier allerdings depressiver Black Metal der BURZUMschen Schule mit heiser gekreischtem Gesang.
Gleich beim ersten Durchlauf fiel mir eine gewisse Parallele zwischen dem zweiten Lied „Portrait Einer Nacht“ und FUNERAL MOURNINGs „Drown In Solitude“ im Anfangsriff auf. Darüber aber, ob hier ein direkter Zusammenhang besteht, kann man wohl auf Grund des Untergrund-Status‘ der zuletztgenannten Australier nur mutmaßen. Letztendlich will man sich natürlich auch
nicht an so etwas zu sehr aufhängen. Trotzdem stößt man beim Hören dieser CD öfter mal an Punkte, an denen man sich denkt: „Verdammt, das kenn ich irgendwoher“. So klingt der Titeltrack stark nach BJÖRK, was natürlich ein ganz erfrischender Einfluss auf einer Black-Metal-Scheibe ist.
Ein Lied vorher, das mit dem Titel „Karge Welten“ scheinbar eine gewisse Rimineszenz an ihr Label darstellen soll, geht mit seinen winterlichen Ambienttönen dagegen sehr in Richtung VINTERRIKET oder PAYSAGE D’HIVER. Insgesamt fällt auf, dass auf „Nur Ein Traum“ der Weg im Verlauf der Spielzeit immer weiter vom Standard-Black-Metal wegführt, was sicherlich ein
Pluspunkt für VARGNATT ist. Allerdings hätte es nicht geschadet, das Werk insgesamt noch etwas homogener zu gestalten. Vielleicht spielt hier auch einfach der Demostatus der Band eine Rolle und die Tendenz zu etwas ruhigeren Tönen, die sich durch dieses Demo vollzieht, ist exemplarisch für die Gesamtentwicklung der Band. Aufschluss darüber werden die nächsten Veröffentlichung geben.

Auf diese darf man in jedem Fall gespannt sein, denn was sich hier auf „Nur Ein Traum“ abzeichnet, lässt noch Größeres erahnen. Dieser Blick in die Zukunft soll allerdings nicht das vorliegende Werk schmälern. Wenn man von den genannten Kritikpunkten – zu deutliche Zitate an manchen Stellen und mangelnde Homogenität – absieht, bleibt ein wirklich gutes, atmosphärisch sehr dichtes und emotionales Black-Metal-Demo. Außerdem sind die beiden genannten Kritikpunkte sicherlich keine Schande in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier erst um die zweite Veröffentlichung des 2006 gegründeten Projektes handelt. Insbesondere die Einbindung der cleanen Gitarren und der Keyboards gefällt mir hier sehr gut aber auch das getragene Riffing funktioniert ganz hervorragend.

Die Produktion ist hierbei genretypisch rau, ohne aber zu viel von der Musik zu verschlucken, und somit stimmig. Es bleibt mir also nur, eine Kaufempfehlung auszusprechen und für die Zukunft die Augen nach einem Debutalbum offen zu halten.

13.11.2007

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