Varg - Ewige Wacht

Review

Über VARG wurde quasi seit ihrer Gründung viel diskutiert. In den Anfangstagen spielte die Band relativ geradlinigen Pagan Metal, welcher nur eben auf Deutsch vorgetragen wurde. Und auch, wenn die Lyrics sich von anderen Bands nicht sonderlich unterschieden, so klangen sie auf der Muttersprache doch merkwürdiger. Mit „Guten Tag“ und insbesondere „Das Ende aller Lügen“ hielten dann vermehrt Themen aus dem Deutschrock Einzug in die Musik der Wölfe. Anschließend folgte ein besetzungstechnischer und musikalischer Cut, das Debüt „Wolfszeit“ wurde neu aufgenommen und mit „Zeichen“ die Band quasi rebootet auf den damaligen Status Quo. Diesen Weg soll „Ewige Wacht“ nun weiterführen.

VARG – Ist „Ewige Wacht“ nun Album Nummer acht oder Nummer drei?

Wenn man beide „Wolfszeit“-Inkarnationen als je ein Album rechnet wären wir mit „Ewige Wacht“ bereits beim achten Album der aus Coburg stammenden Band angekommen. Nach der neuen Zeitrechnung ist es jedoch erst das Dritte. Die prägnanteste Neuerung im Sound ist wohl der verstärkte Einsatz von Sängerin Fylgia, welche neben ihren Vocals auch für das Bandkonzept mit verantwortlich ist. Ihr Gesang weiß zu überzeugen, gesprochene Parts wie in „Schildmaid“ sind etwas over the top.

Ansonsten handeln die Texte weiterhin von Sagen rund um die Wikinger, wobei sich manche der Themen auch auf das Hier und Jetzt beziehen können. Wie genau das funktioniert, erklärt uns Sänger Freki im bald erscheinenden Interview. Seine Vocals rangieren jedenfalls größtenteils im bekannten Gekeife, sodass der Gesang von Fylgia den Songs eine weitere Komponente gibt. Am Ende vom Song „Fylgia“ ist die Familie dann komplett, Frekis Sohn singt das Outro.

Ja, ein bisschen Pathos muss man bei den Stücken schon abkönnen. Doch wenn er so gut gemacht ist wie in „Eisenseite“, das mit seinen verschiedenen Phasen schon als Herzstück des Albums gesehen werden kann, dann ziehen wir uns gerne die Felle über, malen unsere Gesichter rot an und holen die Äxte aus dem Schuppen. Oder wie schieben das Album einfach als Hintergrundbeschallung zu „God Of War“ oder „Assassin’s Creed: Valhalla“ in den Player.

Abseits des Textlichen legt die Instrumentalfraktion gute Arbeit ab, die Musik ist hauptsächlich recht erdig und dem Melodic Death Metal zuzuordnen. Es gibt keine großartigen Ausbrüche in den Folk oder Party-Metal, wenn man „Siegreiches Heer“ zum Teil ausklammert und die Band legt ein solides Fundament für die Geschichten, die uns VARG erzählen wollen, ab.

„Ewige Wacht“ rangiert in etwa auf dem Niveau seines Vorgängers

Wer mit VARG bisher nicht warm geworden ist, wird es auch mit „Ewige Wacht“ nicht werden. Insgesamt ist die qualitative Schwingung zwischen den Songs größer als noch bei „Zeichen“. Die erste Hälfte des Albums hat ein paar Anlaufschwierigkeiten, dafür wird man mit einer ziemlich guten zweiten Seite belohnt. Damit kommen wir insgesamt bei ungefähr der gleichen Summe wie beim Vorgänger raus und schauen gespannt, wie es mit der Band in Zukunft weitergehen wird.

06.10.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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