Vanir - Sagas

Review

Viking Metal aus Dänemark – geografisch passt das ja schon. Auch musikalisch kann die 2009 in Roskilde gegründete, sechsköpfige Band VANIR („die Glänzenden“) bereits auf fünf Alben und eine EP zurückblicken. Während die 2019er-Langrille „Allfather“ eher durchwachsen bewertet wurde, haben VANIR mit „Sagas“ nun Album Nummer sechs am Start. Die Band skizziert ihre Musik als Viking Metal mit Black- und Melodic-Death-Metal-Einflüssen, eine Melange, die nicht ungewöhnlich ist. Wer AMON AMARTH oder ENSIFERUM mag, dürfte auch mit VANIR etwas anfangen können.

VANIR entführen die Hörer in die nordische Welt der Sagen und Mythen

Zwölf Tracks aus der nordischen Welt der sagenumwobenen Mythologie haben ihren Weg auf das Album gefunden, das als CD, in farbigem Vinyl und natürlich in digitaler Form über die Ladentheke geht. Dabei gibt es englische, aber auch dänische Songtitel und Lyrics zu bestaunen – an glaubhafter Authentizität mangelt es dahingehend also nicht. Charakteristisch mutet auch das in triste Farben getunkte, aber durchaus gelungene Cover-Artwork an.

Musikalisch machen die sechs Nordmänner um Shouter Martin Rubini gleich ordentlich Dampf: Der siebeneinhalbminütige, sphärische Opener „Day Of Reckoning“ lässt keine Zweifel offen, dass die Band in den folgenden 60 Minuten keine halben Sachen macht. Knöcheltiefe, spooky wirkende Growls, hämmernde Drums sowie ein wuchtiger, mit melodischen Gitarrenläufen abgerundeter Soundteppich animieren den Hörer umgehend, den Wikingerhelm aufzusetzen und headbangend den Göttervater Odin anzurufen. Mit dem krawalligen „Black Clad“ legt die Band in puncto Härte und Tempo noch einen drauf – der Song ist offenbar auch als Hommage an alle Metal-Fans gedacht. Das im Midtempo und mit druckvollen Riffs vor sich hin groovende Dødsfærd („Tod“), ein Pre-Release, gibt’s ausschließlich mit dänischen Lyrics, wobei die Growls schon fast bösartig aus den Boxen kriechen. In der Folge geht es mit „Sessru’mnir“ und „The Bounty Of Flesh And Bone“ wieder etwas flotter zur Sache.

Das dicht orchestrierte „Battle Of Middle-Earth“ sowie das eingängige und mit feiner Gitarrenarbeit dekorierte „Gods Of War“ (nein, kein Cover des Klassikers von DEF LEPPARD) gehen ebenfalls als Anspieltipps durch. Mit „Andvari’s Curse“ bauen VANIR auch einige folkige Elemente ein, bevor der Hörer mit „Visdomsmjøden“ zum Abschluss noch mal eins auf die Ohren bekommt. Auch hier überzeugen die melodischen Gitarrenläufe und die Alarmstimmung auslösenden Drums.

„Sagas“ erfindet das Genre nicht neu, überzeugt aber mit Eingängigkeit und Innovation

Manche mögen bei Viking Metal und ähnlich fokussierten Stilrichtungen gebetsmühlenartig an altbackenes, martialisch-düsteres Gerumpel im Wikingergewand denken. Und ja – auch VANIR bedienen diesbezüglich so manches Klischee. „Sagas“ überzeugt aber mit melodischem, lebendigem Songmaterial, flottem Tempo, satter Orchestrierung und innovativen Soundelementen in Form von dezent installierten Keyboards – das alles abgepackt in kristallklaren Sound. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit fusionieren Rhythmik und Melodik zu einem eindrucksvollen, charismatischen Gesamtkunstwerk. So erfindet „Sagas“ das Genre zwar nicht neu, verdient aber dennoch höchste Beachtung. Der Gesang mag nicht jedermanns Sache sein – wer sonst eher zu seichteren Erzeugnissen tendiert, könnte hier an seine Grenzen stoßen.

Lobend zu erwähnen ist definitiv auch die klare und wuchtige Produktion, der es gelingt, instrumentale Details herauszuheben, ohne im Soundbrei zu versinken. Was man bemäkeln könnte, wäre allenfalls das Fehlen eines herausragenden Blockbusters, so etwas wie eine echte Mitgröl-Hymne, die sich mit fetten Widerhaken in den Gehörgängen festsetzt. Dennoch dürfte der mächtige Odin in Anbetracht von so viel düsterer Wikinger-Ästhetik zufrieden sein mit dem, was die sechs Nordmänner ihm (und uns!) dargebracht haben.

06.03.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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1 Kommentar zu Vanir - Sagas

  1. Watutinki sagt:

    Mit ner anderen Produktion könnte ich damit durchaus etwas anfangen. Aber selbst wenn man die moderne, druckvolle Produktion jetzt mal einfach so hinnimmt, finde ich die EXTREMST in den Vordergrund getrimmten Drums immer noch furchtbar. Und dann klingt’s (für mich) auch noch wie ein Drumcomputer.
    Schade, künstlerisch nicht besonders wertvoll, aber findet sicher sein Publikum, denn musikalisch durchaus fein (ausgehend vom Videosong).