Fast hätte ich nach dem ersten Eindruck von „Onwards Into Battle“ den Stab über der jungen dänischen Band VANIR gebrochen: Allzu offensichtlich sind auf ihrem Zweitwerk die Parallelen zu den musikalischen Aktivitäten ihrer Landsleute SVARTSOT, und das bedeutet ziemlich traditionellen Folk bzw. Power Metal mit jeder Menge Flöten, Pfeifen, Dudelsäcken. Und mit Texten über Wikinger, Drachenboote und gefüllte Methörner. Sogar den etwas eindimensionalen und unflexiblen Grunzgesang haben sie sich von ihren Vorbildern abgeschaut. Hört sich also wenig verheißungsvoll an, was die Herren und die Dame dort zu bieten haben, und dazu passt dann ja auch perfekt die unfassbar kitschige Coverabbildung. Scheint so, als hätten die Dänen einen weiteren „Volltreffer“ gelandet wie mit ihrem Erstlingswerk, das in unserer Redaktion nicht gerade Begeisterungsstürme hervorrufen konnte.
Gut, dass ich dem Album noch weitere Durchläufe gegönnt habe, denn irgendwann haben mich vor allem zwei Titel gepackt: Das war zum einen „Æresdød“, bei dem sich ein schönes Flötenthema mit einem mehrschichtigen Chor abwechselt – das ist gleichermaßen wunderschön, wie es heroisch klingt. Und das war zum anderen der Acht-Minuten-Schinken „Fimbul“, der langsam-dräuend anfängt, um sich dann in einen dramatischen Midtempo-Klopper zu verwandeln. Mit diesen Stücken emanzipieren sich die Dänen am ehesten vom Vorwurf, eine bloße SVARTSOT-Kopie zu sein – und dieser Vorwurf ist, wie schon geschildert, ansonsten durchaus angebracht (man höre nur den mit Klargesang versehenen Rausschmeißer „Sons Of The North“, der nicht zu knapp an „Spigrene“ erinnert, dabei aber nie dessen Intensität erreicht).
Allerdings sollte man im gleichen Atemzug den Umstand anerkennen, dass VANIR den Dreh raushaben und bisweilen richtig gute Songs schreiben. „Onwards Into Battle“, „Thyrfing“ oder „By The Hammer They Fall“ leben von ihren fluffigen Gitarrenleads und ihrer Eingängigkeit und machen nach einer Weile ähnlich viel Spaß wie die zwei oben genannten Tracks. Oder das mitreißende „Brigands Of Jomsborg“ oder das mit einem Sing-along-Refrain versehene „Hlidskjalf Gynger“. Dazu gesellen sich dann noch einige durchschnittliche Stücke, die auch nach dem dritten oder vierten Anlauf nicht zünden möchten. Füllmaterial, das angesichts einer recht üppigen Spielzeit von knapp 55 Minuten aber verschmerzbar ist. Wer also immer noch nicht genug hat von Folk Metal mit Flöten und Dudelsäcken und hinsichtlich der Originalität und der Coverabbildung ein oder zwei Augen zudrücken kann, wird mit VANIRs „Onwards Into Battle“ ziemlich gut bedient – dafür gute sechs Punkte. Alle anderen dürfen weiterhin diskutieren, inwiefern und ob überhaupt Flöten etwas im Metal zu suchen haben – und weghören.
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