Vanhelgd - Temple Of Phobos

Review

Laut Homers Ilias verbreitete Phobos zusammen mit Deimos unter den Kämpfern vor Troja Furcht und Schrecken und wurde in Sparta mit einem eigenen Tempel verehrt. Die schwedischen Black-/Death-Metaller VANHELGD spinnen diesen Faden weiter – und vertonen den zu erwartenden Horror auf ihrem neuen Album „Temple Of Phobos“ durchaus angemessen.

Die dabei eingesetzten Mittel sind seit ihrem letzten, 2014 erschienenen Album „Relics Of Sulphur Salvation“ nahezu identisch geblieben, und das ist gut so: Da gibt es schwere, flirrende Gitarren, die gleichzeitig an ASPHYX erinnern, dabei aber Melodien auffahren, die eher im Black Metal angesiedelt sind. Der Schlagzeuger wiederum changiert geschickt das Tempo zwischen schleppend und blastend, und beides passt perfekt zu den Melodien. Der Opener „Lamentations Of The Mortals“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Tempo teilweise radikal verändert wird, ohne die Stimmung grundlegend zu ändern oder gar zu zerstören.

Stimmung ist einer von vielen Pluspunkten

Stichpunkt „Stimmung“ – die ist tatsächlich einer der Pluspunkte von „Temple Of Phobos“ und eine Spezialität von VANHELGD überhaupt: Ob man sich jetzt einen am Kreuz sterbenden Christus vorstellt oder, wie auf dem Cover zu sehen, die Bootsfahrt in jenseitige Gefilde – alle Assoziationen stimmen, wenn sie denn verzweifelt, dramatisch oder klagend sind. In „Den Klentrogenes Klagan“ wiederum gesellt sich zum ansonsten heiser schwarzmetallischen Geröchel dezenter weiblicher Gesang, der ungreifbar und unwiderstehlich zugleich ist – von den songdienlich eingesetzten Fanfaren einmal abgesehen.

Gesamtsound, Stimmung und vor allem die Songs an sich passen also: Wer demnach mit dem bisherigen Wirken VANHELGDs etwas anfangen konnte, wird mit „Temple Of Phobos“ einmal mehr bestens bedient – und wer auf Death Metal mit fieser schwarzmetallischer Schlagseite bzw. auf melodischen Black Metal mit todesmetallischer Heaviness steht, der sollte dem Album den verdienten Dreh geben und sich nicht vom anfangs schleppenden Tempo abschrecken lassen – die Scheibe wird wie bereits der Vorgänger ziemlich weit oben in der Jahresendabrechnung stehen.

07.08.2016

- Dreaming in Red -

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