Vanhelgd - Deimos Sanktuarium

Review

Laut Homers Ilias verbreiteten die beiden Brüder Phobos und Deimos unter den Kämpfern vor Troja Furcht und Schrecken. Was, nebenbei, ihre Namen im Griechischen denn auch bedeuten. Historisch verbürgt ist zudem, dass Phobos in Sparta mit einem eigenen Tempel verehrt wurde. Davon inspiriert haben die schwedischen Death-Doomer VANHELGD ihr 2016er- Album „Temple Of Phobos“ betitelt. Das übrigens nicht nur ein Album ist, welches dem Historiker ein zustimmendes Kopfnicken abringt sondern ob seiner Qualität auch dem Musikfan. Jetzt spinnt das Quartett den Faden weiter und präsentiert sein neues Werk „Deimos Sanktuarium“. Deimos bekommt jetzt also auch sein Heiligtum, und da ein solches in vivo unbekannt ist, betreten VANHELGD damit das Reich der Dichtkunst.

VANHELGD sind Meister der Stimmung

Aber egal, ob Furcht oder Schrecken – die Qualitäten sind doch ganz ähnliche, jedenfalls in der musikalischen Umsetzung von „Deimos Sanktuarium“. Denn VANHELGD sind Meister der Stimmung. Die Songs changieren zwischen Death und Doom Metal, verbinden die Schwere von ASPHYX (ohne deren Simplizität) mit den verzweifeltsten Harmonien alter PARADISE LOST. Dazu raunt Vokalist Mattias Frisk seinen heiseren Gesang eher in Black-Metal-Manier, als dass er grunzt. VANHELGD verbinden also die richtigen Zutaten zu einem stimmigen Ganzen. Und das klingt dann verzweifelt, dramatisch, aber auch mysteriös.

Selbst wenn es gelegentliche Ausflüge in Überschallregionen gibt – am besten sind die Schweden immer dann, wenn sie den Fuß vom Gaspedal nehmen und ihre Songs mit der gebührenden Schwere inszenieren. „Profaned Is The Blood Of The Covenant“ ist dafür ein gutes Beispiel. Durch seine unverzerrte Leadgitarre und den an eine Litanei erinnernden Gesang erinnert der Song aber auch daran, dass die Schweden nicht in immergleichen Schemata verharren, sondern die Grenzen immer wieder neu ausloten. Im Mittelpunkt steht halt die transportierte Stimmung und nicht ein fester Satz an Zutaten. Dazu passt auch, dass bei „The Silent Observer“ und beim abschließenden „Här finns ingen nåd“ in unterschiedlicher Ausprägung Chöre zum Einsatz kommen. Spannend!

„Deimos Sanktuarium“ ist eine Dreiviertelstunde (wohliger) Schrecken

Auch wenn die genannten Songs ein wenig herausstechen, ist es das Album im Gesamten, das zählt: Eine Dreiviertelstunde Schrecken, meinetwegen auch wohliger Schrecken, aber durchaus intensiv und stimmungsvoll. „Deimos Sanktuarium“ ist also ein überzeugendes Album mit einer hohen Spannungskurve – und es ist wie seine Vorgängeralben wieder bedingungslos zu empfehlen.

20.10.2018

- Dreaming in Red -

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