Vanden Plas - Live & Immortal

Review

VANDEN PLAS können zwei Dinge besonders gut: hochklassigen Progressive Metal produzieren und sich bei der Veröffentlichung von Livealben viel Zeit zwischen Aufnahme und Release lassen. Die 2017er-Ausgabe „The Seraphic Live Works“ wurde 2011 auf dem ProgPower Festival in Atlanta aufgenommen und dort lag der Fokus der Setliste, wenig verwunderlich, auf dem damals aktuellen Werk „The Seraphic Clockwork“. Schon vor Release des letzten Livealbums nahmen VANDEN PLAS eine Show in ihrer Heimatstadt Kaiserslautern am 30. Dezember 2016 auf, welche nun in Form von „Live & Immortal“ vorliegt.

Was lange währt wird immer gut – zumindest bei VANDEN PLAS

Die Band um das Duo Stephan Lill und Andy Kuntz ist sowieso dafür bekannt, sich ordentlich Zeit zu lassen, um dann quasi aus dem Nichts wieder mit dem nächsten Prog-Festschmaus um die Ecke zu kommen, so hat das aktuelle Werk „The Ghost Xperiment“, dessen zweiter Teil „Illumination“ Ende 2020 erschien, auch schon wieder ein bisschen Zeit auf dem Buckel und ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Doch „Live & Immortal“ konzentriert sich ohnehin auf den davor erschienen Doppelschlag „Chronicles Of The Immortals“, dessen beiden Teile 2014 und 2015 erschienen.

Die Setlist des Headlinergigs ist dabei etwas diverser ausgefallen als ihr ProgPower-Gastspiel von 2011, vier Stücke stammen von den beiden damals aktuellen Langspielern, aber auch „Far Off Grace“ von 1999 wurde mit drei Liedern bedacht, ebenfalls auch „The Seraphic Clockworks“, wobei da immerhin mit „The Final Murder“ ein Stück dabei ist, das auf dem vorigen Livealbum noch nicht zu finden war. „Christ 0“ ist mit zwei Stücken am Start und auch „Beyond Daylight“ und das Debüt „Colour Temple“ bekommen je einen Auftritt spendiert. Nur „The God Thing“ geht leer aus. Dabei geben sich Stücke, die laut Ansage von Kuntz ein Muss auf jedem Konzert von VANDEN PLAS sind die Hand mit selten gehörten Liedern wie „Scarlet Flower Fields“.

VANDEN PLAS überzeugen live wie auf Platte

Auch wenn die Band ihre Stücke mit chirugischer Präzision darbietet und die Post-Produktion der Scheibe ein fettes, druckvolles Soundgewand verpasst hat, so bleibt doch noch Zeit für immer wieder freundliche, aber kurze Ansagen und Spielchen mit dem Publikum, die natürlich voller Inbrunst den Refrain von „How Many Tears“ mitsingen und sogar einmal komplett alleine intonieren. „Live & Immortal“ ist das Werk einer professionellen Band, die die Nähe zum Publikum und die Liveatmosphäre nicht vergisst. Dank der heterogenen Setlist bietet das Werk langjährigen Fans genug Service und Neueinsteigern einen sehr guten Querschnitt über das Schaffen dieser talentierten Kapelle.

Hundert Minuten Laufzeit sollten genug sein, damit für jeden Fan etwas dabei ist. Überraschend ist dabei, dass diese sich gar nicht so lang anfühlen, da VANDEN PLAS schon immer ein Händchen dafür hatten, progressive, hochklassige Stücke zu schreiben, denen trotzdem nicht anzumerken ist, dass sie schon wieder die Zehn-Minuten-Marke geknackt haben. Als Beispiel sei hier zum Beispiel das letzte Stück vor der Zugabe, „The Final Murder“ genannt.

„Live & Immortal“ – Für alte und neue Fans

Die lange Zeit zwischen Konzert und Veröffentlichung hat sich gelohnt, auch wenn es natürlich schade ist, dass die bockstarken Songs von der „The Ghost Xperiment“-Ära nicht dabei sind. So hat die Band allerdings zumindest noch für die nächste Livescheibe, die ja vielleicht schon aufgenommen ist und dann 2027 erscheint, oder so. Nun kann sich nach dem Genuss der Livescheibe erst einmal auf ein hoffentlich kommendes Album gefreut werden.

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15.08.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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