Bereits im Februar 2022 veröffentlichten VANAHEIM ihr Debütalbum „Een Verloren Verhaal“ in eigener Regie. Der Output würde nicht circa 18 Monate später als Review auftauchen, wenn es kein hörenswertes Album ist. Überhaupt ist es verwunderlich, dass bei VANAHEIM noch kein Label angeklopft hat. Doch was hat „Een Verloren Verhaal“, dass der Grundsatz gilt besser spät als gar kein Review?
„Een Verloren Verhaal“ oder ENSIFERUM trifft EQUILIBRIUM
Wer etwas mit Bands wie ENSIFERUM oder EQUILIBRIUM anfangen kann, sollte sich den Namen VANAHEIM aus Tilburg merken. Bei der kurzen Tour von ENISFERUM in diesem Frühjahr agierten VANAHEIM bereits als Opener. Das ist wenig verwunderlich, die Musik beider Bands dürfte die gleiche Fanbase ansprechen. Was VANAHEIM von ENSIFERUM unterscheidet, das ist der epische Einfluss. Bei Epik Folk Metal wäre EQUILIBRIUM eine mögliche Referenz. Die Songs haben allesamt eine gewisse Länge und werden durch Interludes ergänzt. Die Scheibe ist ein Konzeptalbum, wo es um den Freiheitskampf eines Stammes geht. Wie die Landsleute HEIDEVOLK agieren auch VANAHEIM in niederländischer Sprache, was den Vocals ein besonderes Merkmal verleiht.
„Uit Steen Geslagen“ ist der Opener, welcher zunächst eher an eine Mittelalter-Band erinnert. Nach dem kurzen Intro nimmt der Track Tempo auf und spätestens mit dem einsetzenden Gesang von Zino van Leerdam bewegen sich VANAHEIM in der Schnittmenge von ENSIFERUM und EQUILIBRIUM, wobei die Laufzeit von knapp zehn Minuten mehr in Richtung älterer EQUILIBRIUM-Scheiben schielt. „Onbevangen“ knüpft an seinen Vorgänger an und kann sowohl vom gutturalen Gesang als auch von den Instrumenten überzeugen. Diverse Zwischenspiele lockern die sieben Minuten auf.
Nach dem Interlude „Rusteloos“ folgt „Reuzenspraak“, welcher episch startet und mit seinen mehrstimmigen klaren Gesängen, welche teilweise in Richtung Choräle driften, ein weiteres Ausrufezeichen setzen. Das im Klargesang gehaltene akustische „Verloren“ leitet zum mehr als elfminütigen Schlussakkord „Gevallen In De Nacht“ über. Wie der Titel bereits aussagt, gibt es einen Schlachtenepos in einer epischen Folk-Metal-Version auf die Ohren. Erneut setzen VANAHEIM auf das Wechselspiel zwischen klaren und gutturalen Gesang, diverse Tempovariationen und instrumentale Einschübe sorgen dafür, dass „Gevallen In De Nacht“ auch über seine gesamte Laufzeit interessant bleibt.
VANAHEIM sind auf dem Sprung
VANAHEIM legen mit „Een Verloren Verhaal“ ein beeindruckendes Debüt vor, welches sich hinter altgedienten Folk-Metal-Bands nicht verstecken muss. Abwechslungsreich zeigen die Protagonisten, dass im Folk Metal nicht nur Partymusik der Marke ALESTORM und Co. zu finden ist. Mit dem Debüt haben VANAHEIM die eigene Messlatte weit nach oben geschraubt. Sollte das zweite Album in einer ähnlichen Qualität ausgeliefert werden, wird es für VANAHEIM für mehr als ein Nachmittagsslot auf Festivals reichen. Menschen, welche unter Folk Metal keine Partymusik verstehen, sollten die Scheibe auf zum Beispiel bandcamp unbedingt antesten.
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