Vampire - Vampire

Review

Ich hatte es bereits an anderer Stelle moniert, aber ich möchte meine Klage aus gegebenem Anlass erneuern: Bei „Being Human“ leben Werwölfe, Vampire UND Geister in einer WG, „Ghost Whisperer“ und „Medium“ gehen immer gut aus, bei „Moonlight“ denkt man an „Cats“, die Fledermäuse aus „True Blood“ haben ein Spiegelbild und bei „Vampire Diaries“ heißt einer Klaus.

Freunde, es geht nicht. So GEHT es nicht. Horror gehört nicht auf den Kaffee-, sondern unter den Ladentisch.

Und das gilt selbstverständlich auch für den entsprechenden Soundtrack. Kein Mensch mit intaktem Wertesystem und minimalem Anspruch an Sitte und Moral erträgt (sog.) Death Metal, der sich am Glitzern des Taus auf der österlichen Krokus-Wiese im Licht der Morgensonne erbaut. Bei dem der Sänger offensiv an seiner letzten gescheiterten Wochenendbeziehung zerbricht. Bei dem alle aus purer Lebensfreude an ihren Instrumenten besser werden.

In unserem Kontext ist dies ekelhaft und – ja: menschenverachtend.

Doch sie sind ja jetzt da, mit der ersten Platte nach dem gefeierten Demo, um das Wesentliche geradezurücken: VAMPIRE. Aus Schweden. Natürlich heißen sie „Hand of Doom“, „Black String“, „Command“ und „Ratwing“ und halten geheim, wer sie im richtigen Leben sind. Weil sie eben wissen, dass sich das wahre Leben und Sterben zwischen Sarggeheul, bestialischen Abgründen und besessenen Leichen abspielt. Nachts. Im Kellergrab.

Und wie sie hiervon künden, ist schlichtweg grandios. Aus dem modrigen Bodensatz uralten Death Metals aus tiefen Riffs und klassischen Leads, versetzt mit recht verständlichen Growls mit schön viel Hall, sprießen diverse pechschwarze Melodie-Blüten. Und jedes Mal, wenn sich Hand of Doom mit einem „Ugh!“ abgrundtief vor Tom Warrior verbeugt, blitzt es diabolisch am Nachthimmel.

Im Klartext heißt das: Hier wird Death Metal geboten, der gut 25 Jahre auf dem Buckel haben könnte, der also dabei und deswegen schwarz wie die Nacht ist. In den häufigen schnellen Passagen verpassen Schlagzeug und Gitarre dem Ganzen oftmals eine packende, rockende Thrash-Schlagseite; dazu sind morbide Melodie en masse Ehrensache. Und das simple, aber effektive Songwriting vereint all das zu packenden Stücken mit hinterhältigen Refrains, die Nacken, Faust und Lunge schon beim dritten Durchlauf zielsicher zeigen, wo es langgeht. Und dann heißt es unkontrolliert gegenüber dem Nachbarn in der S-Bahn: „At Midnight I’ll Possess Your Corpse!“ Sehr erbaulich.

Namedropping? Wie immer alle und keiner. Für mich klingen VAMPIRE wie eine furiose, detailverliebte Mischung aus DENIAL OF GOD, POSSESSED und GRAVE mit einem Hauch des Bekloppten von MIDNIGHT und CELTIC-FROST-Poster im Proberaum.

Also wie die Rettung der Horrorshow.

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20.02.2014

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