VALDRIN bieten mit „A Drain In The River“ einen atmosphärischen Einstieg in ihr erstes Düsterwerk „Beyond The Forest“. Und zwar wirklich stimmungsvoll und ausschweifend, nicht so lieblos geschnuddelt, weil es „eben sein muss“. Krakeelt wird in üblich krätzigem Gesang und die Platte zieht mich persönlich umgehend in ihren Bann, da sie charmant retrospektiv klingt und nicht billig-verkrampft auf Hochglanz poliert ist. Schon im Opener zeigen VALDRIN in über zehn Minuten auf sehr beeindruckende Weise mehr Facetten und Qualitäten als manche Truppen auf Albumlänge.
Von weichen Synthieklängen unterlegte Raserei und beruhigende akustisch-gezupfte Ruhepole dazwischen – wer jetzt an alte Werke von DIMMU BORGIR denkt, liegt gar nicht so falsch. Im weiteren Verlauf von „Beyond The Forest“ schlagen VALDRIN ansprechende Haken, lassen Thrash-Rhythmik einfließen („Serpent Willow“), bauen sich Brücken zum Symphonic Metal, lassen die Gitarrenmelodien gleichermaßen atmen bzw. stramm im Mittelpunkt stehen und kochen auch häufiger mal die ursprüngliche Death-Metal-Suppe auf. Alle Elemente verknüpfen sie nachvollziehbar, wer allerdings die „Formel“ kennt, wird nicht sonderlich überrascht sein. Dass die Truppe aus Ohio stammt und es sich um ein Debüt handelt, ist keine Sekunde präsent. Auch den Status einer Band mit schwedischer oder finnischer Abstammung würde man ihnen sofort bedingungslos abkaufen. Lediglich die Spieldauer ist zu lange, hier wäre mehr Essenz sinnvoll und auch vorhanden gewesen. So nutzen sich VALDRIN bzw. deren Stärken mit der Zeit leider ab und neun oder auch zehn knackige Songs wären ausreichend gewesen.
Den vorzeigbaren und absolut zwingenden Ausreißer gibt es auf „Beyond The Forest“ dann eben doch nicht, von daher wäre hier weniger mehr gewesen. „Darkness As Black As Evil“ zieht beachtliche Klangwände hoch, klingt klaustrophobisch dicht und beklemmend, hätte ein guter Abschlusssong sein können, der den Hörer irritiert und bedrückt zurücklässt. Wie die vorangegangene Beschreibung vermuten lässt, muss man für die gebotene Flexibilität sehr stark an jedem Instrument sein und das sind VALDRIN zweifelsohne.
Kein Nackendrücker wirkt halbgar, kein atmosphärischer Versuch wirkt preiswert und kein Song ist überladen – wirklich bemerkenswertes Songwriting, in perfekt austariertem Soundgewand. Black Metal lebt in erster Linie von Andersartigkeit und eine Scheibe aus diesem Bereich sollte den Hörer somit aus dem Alltag reißen und ebenso mystisch umnebeln wie brutal befriedigen. VALDRIN bieten mit „Beyond The Forest“ erfreulicherweise beides und sind zwar ganz sicher kein Anwärter auf den Innovationspreis 2014, aber Lieferant eines sehr feinen und empfehlenswerten Scheibchens! Aufgerundete 7,5 Punkte.
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