Für mich sind VALBORG ein klassischer Fall von „oft davon, aber nie selbst gehört“. Das hat sich an einem Konzertabend vor ein paar Wochen geändert, als mich das Trio aus Bonn mit einer atmosphärisch irre dichten Mischung aus zähem, sludgigem Doom, progressivem Death und beschwingtem Psychedelic-Rock aus den Socken gehauen hat. Und das sogar ohne Alkohol. Jetzt, wo ich das dritte Album „Barbarian“ auf dem Tisch habe, bin ich auch nüchtern.
Und ehrlich gesagt auch ein wenig ernüchtert. Denn: So gut wie auf der Bühne funktionieren VALBORG meinem Geschmack nach aus der Konserve nicht. Der Stil ist zwar absolut wiedererkennbar und fast zu 100% homogen, aber die Gewalt, die ganze Wirkungsmacht dieser Musik ist ohne riesige Boxentürme und den optischen Eindruck von drei leidenschaftlichen Musikern davor deutlich beschnitten. Trotzdem wirkt „Barbarian“ natürlich, und zwar befremdlich, beklemmend und erst mit der Zeit. Mit der Platte muss man, wie mit Conan, ein bisschen kämpfen, auch wenn man sich oberflächlich in den schleppenden, donnernden CELTIC FROST-Zitaten und den schrägen Slow-Motion-Disharmonien erstmal ganz wohlfühlt. Spätestens nach dem dritten Song wiederholt sich dann allerdings das Schema, die Arrangements sind ein bisschen vorhersehbar und es wird anstrengend, Songs auseinander zu halten, konzentriert zuzuhören. Semiakustische Intermezzi lockern ab der Hälfte der Spielzeit auf, ziehen das Album damit allerdings auch ein wenig in die Länge.
In der zweiten Hälfte dominieren dann nicht die tonnenschweren, in den Keller gestimmten Gitarren, das pumpende Schlagzeug mit den zweckdienlich-coolen Beats und die knurrigen Stimmen von Jan Buckard und Christian Kolf, sondern fast sphärischer Rock mit dicken Choruseffekten in entspannter Stimmung (ganz toll umgesetzt in „Samantha Alive“). Beide Seiten von VALBORG zusammen, und das in einer erdigen, analogen Produktion, wirken dann doch, wenn man sie lässt. Mit dem vierten, fünften Durchlauf der Platte offenbart sich die Qualität der Einzigartigkeit dieser Band, auch wenn ich mir trotzdem manchmal ein bisschen mehr Abwechslung und dynamische Aufregung wünschen würde – um nicht zu sagen: Man wartet ein bisschen auf den Urgewalt-Wutausbruch. Aber gut, ein bekiffter und domestizierter Barbar hat auch seine Reize.
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