Mal ehrlich: Wo findet man noch so etwas wie Bescheidenheit in Promo-Schreiben? Normalerweise werfen Bands bereits in den Begleitinformationen zu ersten Aufnahmen auf Garagen-Niveau mit Superlativen um sich – und zwar nicht mit solchen wie „beschissenster Klang überhaupt!“ oder „totaaaal langweiliger Mist!“
VALADIR, das Ein-Mann-Projekt des gleichnamigen Künstlers, macht hier eine löbliche Ausnahme – der bescheidene Ton bekommt von mir direkt einen Sympathie-Punkt. Dabei hätte Valadir, der übrigens auch im Dunstkreis der VORBOTEN aktiv ist, das gar nicht nötig. Ich würde sogar so weit gehen, dass genannter Protagonist sein Licht unter den Scheffel stellt – denn „Zwischen Lichtern und Schatten“ ist deutlich besser als viele Eigenproduktionen, die man als Rezensent sonst von Solo-Projekten auf den Tisch bekommt.
Aber zur Sache: Wie bei den meisten Solo-Projekten kommt ein beachtlicher Teil der Musik aus der Konserve: Drums und klassische Instrumente, beides jedoch anständig programmiert und arrangiert. Die Gitarren sind dagegen echt, ebenso wie die stimmlichen Darbietungen, die auf angenehm abwechslungsreiche Weise zwischen Geschrei, Gegrunze, gesprochenen und klar gesungenen Passagen pendelt. Insgesamt würde ich die Musik irgendwo in die Pagan/Black/Gothic Metal-Ecke stecken wollen, wenn ich denn müsste.
Und das Resultat kann sich hören lassen. Valadir hat ein gutes Gespür für Arrangements, verleiht den Songs einen für Eigenproduktionen sauberen und druckvollen Klang und schafft es so, in gut 48 Minuten die von ihm erdachte Geschichte zu erzählen, in der es um Irrlichtsammler, Alchemisten und listige Schatten in Kaleidoskopen geht.
Wo ist jetzt der Haken? In Anbetracht der Tatsache, dass „Zwischen Lichtern und Schatten“ offenbar VALADIRs Debut ist, möchte ich gar nicht von „Haken“ sprechen – dennoch gibt es in meinen Ohren noch reichlich Potential, das es auf kommenden Veröffentlichungen auszuschöpfen gilt: So klingt mir das Album in seiner Gesamtheit zu dudelig – was nicht daran liegt, dass ich kein großer Freund (und das ist noch untertrieben) melodisch-heidnischen Metalls bin. Vielmehr hat Valadir – ob nun gewollt oder nicht – die Songs dermaßen mit weitgehend unauffälligen Melodien vollgepackt, dass der Dynamik kaum Raum bleibt. Zu guter Musik gehören eben auch Pausen.
Ein weiterer Punkt ist so etwas wie musikalische Identität. Ich habe den Eindruck, dass Valadir sich da selbst noch nicht sicher ist. Mal klingen die zehn Songs nach dem THEATRE OF TRAGEDY-Debut (und das ist durchaus positiv gemeint), mal nach LACRIMOSA in etwas metallischer (und besser), mal nach 08/15-Pagan Metal, mal nach angethrashtem Black Metal. Prinzipiell finde ich einen solch vielfältigen Ansatz sehr gut, aber VALADIR fehlt dann doch die eigene Note.
Das waren jetzt zwei Kritikpunkte, die „Zwischen Lichtern und Schatten“ zu einem eher unspektakulären Album machen, die ich aber auf einem selbst produzierten Debut sehr gern verzeihe. Wenn Valadir es auf dem Nachfolger schafft, die dichtmaschige Musik etwas aufzuweiten und dabei noch seine eigene Duftmarke zu setzen, könnte der Name VALADIR durchaus für Wirbel sorgen.
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