Vader - Solitude In Madness

Review

VADER sind wie kaum eine andere Band im Death Metal eine Konstante: Die Polen lieferten immer Qualität ab, große Enttäuschungen gab es nie, grundlegende Veränderungen auch nicht. Und hier macht das neue Album „Solitude In Madness“ keine Ausnahme: Stilistisch ist das Terrain abgesteckt, die Band um Frontmann Piotr „Peter“ Wiwczarek versteht sowohl an den Instrumenten als auch im Songwriting ihr Handwerk, und wenn es schon keine größeren Überraschungen gibt, so ist die neue Scheibe doch immerhin wie ein wohliges Nachhausekommen. Diesmal vielleicht sogar mehr als auf anderen ihrer Platten.

VADER sind eine Konstante

VADER legen mit „Shock And Awe“ direkt flott los: Da zeigt nicht nur Frontmann Peter, dass er mit seinem Gesang das Zepter in der Hand hält, da legt auch Drummer Dave einen Kavalierstart hin – jedenfalls sind seine Blasts atemberaubend schnell. Und Gitarrist Spider liefert ein nachvollziehbares Solo ab, das anerkennendes Nicken nach sich zieht. An dieser Stelle darf es gerne noch einmal gesagt werden: VADER waren vermutlich nie besser als mit dieser Besetzung.

Die Scheibe geht mit „Into Oblivion“ im gleichen flotten Tempo weiter, bevor das kurze „Despair“ in einen luftigeren Takt wechselt. Spätestens nach dem im Midtempo gehaltenen Double-Bass-Monster „Incineration Of The Gods“ setzt dann der Effekt des oben beschriebenen Nachhausekommens ein: Diese Reihung der Songs – hier ein flotter Einstiegssong, da Hochgeschwindigkeitsgeschredder, dann Midtempo – kennt man gerade von „De Profundis“ und „Black To The Blind“, jedoch ohne dass es hier zu einer Selbstkopie wird.

Vermutlich nie besser als mit dieser Besetzung

Das war alles schon ziemlich gut, aber VADER legen in der Folge noch einen drauf: „Sanctification Denied“ überzeugt durch sein atemloses Riffing, „And Satan Wept“ durch seine punkige Direktheit. Schön ist, dass immer wieder einzelne Leads und Overdubs über die Riffs gelegt und manche Töne herausgehoben werden – das ist dann für den Rezensenten die wohlige Reminiszenz an das Debütalbum „The Ultimate Incantation“. Und immer wieder diese Leads und Soli von Spider – die sind wie in „Emptiness“ so verdammt gut.

Überhaupt „Emptiness“: Hier zeigen sich VADER von ihrer traditionellsten Metal-Seite, was dem Song einen unnachahmlichen Drive verleiht. Dass „Solitude In Madness“ trotz der knappen Spielzeit auch noch einen Coversong enthält, hat bei den Polen ebenfalls mit Tradition zu tun: Peter und Co. haben ja immer wieder Songs gecovert. „Dancing In The Slaughterhouse“ stammt im Original von ihren Landsleuten ACID DRINKERS und hat es vielleicht durch die thematische Nähe zum Albumtitel auf „Solitude In Madness“ geschafft – jedenfalls fangen VADER die verrückte Atmosphäre gut ein, und damit sticht der Song auch aus dem Album heraus.

Mit dem hyperblast-schnellen „Stigma Of Divinity“ geht das Album eher in die Verlängerung, bekommt aber mit dem moderaten und thrashig gerifften „Bones“ einen würdigen Abschluss verpasst. Langatmig ist „Solitude In Madness“ also gewiss nicht geworden, was sich auch in der Spielzeit ausdrückt – neunundzwanzigeinhalb Minuten in elf Songs, das ist nicht viel. Aber eben genug, um sich mal gepflegt die Ohren freizupusten. Oder im Wohnzimmer den Kopf zu schütteln. Oder angewidert die Phrase „Sactification denied“ mitzusingen. Beispielsweise.

Die Besonderheit von „Solitude In Madness“? Die Songs.

Wenn man die Besonderheit von „Solitude In Madness“ auf einen Nenner bringen möchte, dann ist es diesmal weniger die Ausrichtung oder gar Neuerungen, sondern die Songs an sich: VADER haben viel Wert auf nachvollziehbare und schmissige Songs gelegt. Dass man das eine oder andere Mal an die eigenen Klassikerplatten erinnert wird, nimmt man dabei gerne in Kauf – und das ist hier eben auch nicht Schlechtes. Ganz im Gegenteil.

13.05.2020

- Dreaming in Red -

Exit mobile version