Vader - Litany

Review

Die Band VADER ist mir schon wegen ihrer Geschichte sehr sympathisch, denn als ehemalige Bürger eines Ostblockstaates (Polen) hatten sie es schwer in ihrer Eigenschaft als kulturelle Wellenbrecher und Rebellen gegen die Ablehnung der Öffentlichkeit und der Behörden anzukämpfen. Ihr Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt, denn Beharrlichkeit wird von echten Fans belohnt, und Pioniere einer Zunft sind meist die Musiker, die man am ernstesten nehmen sollte. Ihr erstes Demo gilt bis heute als das meist verkaufte im Death-Metal Bereich. Mit ihrem Debütalbum im Jahre 1993 begann eine Erfolgsgeschichte, die in den Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes in dieser Form nicht oft vorkam, es folgten Touren mit namhaften Westbands (CANNIBAL CORPSE, OBITUARY usw.).

Nun sind sie wieder da bei einem neuen Label, welches sie in Sachen Promotion auf Vordermann bringen soll. Die Wahl ist auf Metalblade Records gefallen, die ja schon mit SIX FEET UNDER einen Shooting-Star der Todesszene gesigned haben. Auch sind die Drogenprobleme des Drummers angeblich überstanden, so daß einem Meilenstein in der Bandgeschichte nichts mehr entgegenwirkt. Und da ist die neue Litanei, eine coole Todesscheibe, düster aufgemacht und doch lebhafter und dynamischer als die Stilrichtung es vorschreibt.

Ganz nach meinem Geschmack wird hier, fernab von fröhlichen Trällereien, das geboten, was den Death-Metal immer attraktiv gemacht hat, nämlich eine rauhe, wütende und kernige Stimme (keine Gepiepse oder schrilles Gekreische), rollende Soundwellen, und ein bahnbrechend schneller, und doch nicht abzustreitender Groove. Diese Vorzüge machen die Scheibe zu einem Genuß für die Gehörgänge. Drummer Doc hämmert uns seine Doublebassangriffe um die Ohrmuscheln, daß es einfach nur Spaß macht. Mit mörderischer Geschwindigkeit brettern die Panzer (strapazierte, aber ergiebige Thematik vieler Death-Metal-Scheiben und Songs) im Song „Forward“ sowohl lyrisch als auch akustisch über uns hinweg.

Stichwort Geschwindigkeit: Hier geht es in der Tat schneller zu als bei den Kollegen von DISMEMBER auf ihrer aktuellen Scheibe, auch die Stimme gefällt mir einen Tick besser, sie ist tiefer und bösartiger.

Ein viel zitiertes Wort im Zusammenhang mit VADER ist „Tightness“, ein schwierig zu übersetzendes Schlagwort. Aber wenn es so etwas wie „kompakt“ und „gute Zugänglichkeit der Songs“ bedeutet, könnte ich mich durchaus damit anfreunden. Aber urteilt am besten selbst.

Fazit: Wer heute eine Death-Metal-CD kauft, der kann auf die alte Riege zählen, anders als in anderen Stilrichtungen bleibt man hier doch fast vollständig den Wurzeln treu. Das mag manchen Fans nicht schmecken, anderen Mut machen. Fest steht für mich, daß man von Bands wie DISMEMBER oder VADER nicht so leicht enttäuscht werden wird, und welcher Gruppe man den Vorzug gibt ist eigentlich wirkliche eine Frage des individuellen Geschmacks des Hörers. Auf hohem Qualitätsniveau stehen beide.

03.03.2000
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