Wirr. Ja, das war das erste, was mir durch den Kopf ging, als diese CD seine ersten Runden in meinem Player drehte. Irgendwie kam mir das ganze vor, wie ein ungeordneter, unüberlegter und liebloser Mischmasch aller möglichen Folk- und Metalrichtungen. Am liebsten hätte ich die CD zweigeteilt, in den Mülleimer geworfen und ohne weiter drüber nachzudenken ein 0-Punke Review hier reingehauen. Da ich aber von Grund auf ein guter Mensch bin, habe ich User Ne eine Chance gegeben und die CD erst mal eine zeitlang so beim lernen nebenbei laufen lassen. Und was soll ich sagen, selten hat sich in meinen Augen ein Album mit der Zeit dermassen stark gewandelt, wie „Tarantos“. Das was vorher nicht zueinander zu passen schien, harmoniert jetzt wunderbar miteinander, jedes kleine Detail ist aufeinander abgestimmt und auch die extremen Wechsel zwischen schnellen Metal Passagen und gemächlich ruhigen Folk Abschnitten ergeben ein homogenes ganzes. Die breite Palette an Instrumenten, wie die üblichen Metalinstrumentierung sowie Flöte, Dudelsack, verschiedenste Keyboardelemente etc., möchte ich jetzt genauso wenig missen, wie den durch und durch variablen Gesang, der alles abdecken dürfte, was es so gibt (tiefe Growls, manischer und aggressiver Kreischgesang, weiblicher und männlicher cleaner Gesang, weiblicher, poppiger Gesang, Chorgesang usw. usf.). Darüber hinaus haben es die Spanier User Ne geschafft, alle möglichen Stimmungen in ihrer Musik einzufangen und während des Abspielens der CD im Zuhörer freisetzen zu lassen. „Viola Dobozy“ fängt wunderbar aggressiv und zornig an, das (fast) reine Flötenstück „Andaluci“ versetzt einen sofort ins sorglose Träumen, „Corcubión“ klingt durch das Dudelsackspiel und den wehleidigen Frauengesang irgendwie ziemlich traurig und „Main Ört“ stellt mit dem vintersorg-ähnlichem Gesang eine kleine Krieger-Hymne dar. Das gesamte Album stellt im Grunde eine kleine Reise durch ein mittelalterliches Dorf dar. Mal besucht man eine fröhliche Schenke, mal begegnet man einer Frau, die ihr Kind in den Schlaf wiegt, dann begibt man sich in die Gesellschaft tatenreicher Krieger, kommt am gut besuchten Marktplatz vorbei und macht auch mal Halt am heimischen Berg, und geniesst dort den Sonnenuntergang… Es sollte also auf jedem Fall klar sein, dass „Tarantos“ vom Zuhörer eine wirklich hohe Toleranzgrenze abverlangt, was das Vermischen verschiedener Stilrichtungen und Instrumente angeht. Wer sich damit gut zurecht findet und Gruppen wie Adorned Brood, In Extremo, Vintersorg oder Goat Of Mendes in seinem Schrank stehen hat, dürfte hier dran ohne Zweifel seine Freude haben.
was für ein ungenießbarer, unhomogener, unerträglicher, unwasauchimmer mischmasch aus allen möglichen musikrichtungen…