Urto - Numbers

Review

Kann Italien eigentlich auch etwas Eigenständiges hervorbringen, wenn es um harte Klänge geht? Anscheinend nicht. Aber dennoch gibt es im Falle URTO mehr Positives zu vermelden, als zu meckern. Grund: Das Quintett tötet keine Drachen, sondern schreddert sich liebevoll zurück ins San Francisco und die Bay Area Ende der 80er.
Dabei schießt mir immer wieder eine Band durch den Kopf: Nein, nicht METALLICA. SLAYER auch nicht, und ebenfalls nicht TESTAMENT. URTO klingen musikalisch verschärft nach ANTHRAX auf Götterplatten wie „Spreading The Disease“ oder „State Of Euphoria“. Speediges Thrash-Riffing, saubere Melodien, Gang-Backing-Shouts, alles ist da. Einzig Sänger Alessandro Olivo reicht nicht an einen Joey Belladonna in seinen besten Jahren heran. Er macht seine Sache zwar gut, aber kleinere Schwächen in den höheren Tonlagen sind unüberhörbar, auch wenn er dafür eine Erdigkeit aufweist, die Belladonna nie hatte. Hier bewegt er sich eher auf John Bush-Pfaden, ohne jedoch dessen Charisma auszustrahlen. Man könnte ihn quasi als Bindeglied zwischen diesen beiden bezeichnen, wenn man in der Qualität kleinere Abstriche macht.
Somit dürfte „Numbers“ für alle interessant sein, die seit „Sound Of The White Noise“ nichts mehr mit Scott Ian und Co. anfangen können, deswegen nach old-schooligem Speed-Thrash dürsten und sich nicht daran stören, dass die Italiener im Booklet Politiker anprangern, wo es nur geht. So wird Putin neben einem South Park-Hitler abgebildet, Bush als Terrorist Nr. 1 bezeichnet, Sharon direkt mit Hitler gleichgesetzt, und das Todesurteil von Milosevic verkündet. Das nennt man wohl einen Rundumschlag! Ach ja, eine Hommage an Stanley Kubrick ist in Form von „Full Heavy Metal Jacket“ auch noch an Bord.

28.09.2004

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