Urne - A Feast On Sorrow

Review

Soundcheck August 2023# 9 Galerie mit 19 Bildern: Urne - UK/EU Summer Tour 2024 in Köln

URNE machen weiter. Die Post-Sludge-Metal-Band aus London setzt mit „A Feast On Sorrow“ konsequent fort, was sie mit ihrem Debüt „Serpent & Spirit“ vor zwei Jahren begonnen hat. Dabei setzt das Trio auf detailverliebt ausgestaltete Songs und präsentiert sich kraftvoll wie ein Bodybuilder, der seine Muckis noch weiter ausdefiniert hat.

„A Feast On Sorrow“ trieft vor wunderschönem Hass

„Dieses Album ist viel düsterer geworden“, läutet Frontmann Joe Nally den Wettkampf ein. „Auf ‚Serpent & Spirit‘ gab es noch ein paar ‚fröhliche‘ Momente, die nun ganz verschwunden sind“, setzt er hinterher. Tatsächlich klingt „A Feast On Sorrow“ wesentlich hasstriefender als der Vorgänger, hat sich jedoch dessen sauberen Sound und sorgfältig ausgearbeitete Songstrukturen bewahrt.

Waren die Briten vorher schon technisch versierte Songschreiber, erscheinen sie nun noch einen Tick fokussierter. Die Tracks ufern weniger aus, sondern kommen erfreulich häufig auf den Punkt und haben wesentlich mehr Punch. Dies mag auch am neuen Schlagzeuger James Cook liegen, zeigt sich jedoch insgesamt in einem treffsicheren Gespür für Groove und Rhythmus.

Vor allem in den überlangen Songs „A Stumble Of Words“ und „The Long Goodbye/Where Do The Memories Go?“ zeigt sich die neu gewonnene Klarheit. Beide Tracks tragen das Album wie zwei kunstvolle Säulen und verleihen „A Feast On Sorrow“ in seiner Gänze eine dichte Konsistenz.

URNE verfolgen ein klares Konzept

Dass der Langspieler als Konzept besser funktioniert, denn die einzelnen Stücke als eigenständige Songs zünden, geht zu Lasten der Hitdichte, fordert aber auch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Album auf. Es geht um Tod, Abschied von den Sterbenden und die ewig nagende Frage, was eigentlich nach dem letzten Herzschlag kommt.

Die erste Textzeile „Where Do The Memories Go?“ stellt bereits zu Beginn das Dilemma in den Raum und wird nach frustgeladenen 50 Minuten im ähnlich betitelten Rausschmeißer eher bitter als zufriedenstellend aufgelöst. Es ist wirklich wie Joe es formuliert: „A Feast On Sorrow“ ist düster, brilliert in seiner philosophischen Verzweiflung aber auch.

Druckvoll und vertrackt, trotzdem sauber und bitterschön

Ein bisschen mehr Frohsinn, im Sinne von musikalischer Einfachheit, hätte dem Album allerdings nicht geschadet. Zwar sind vor allem die Riffs fantastisch vertrackt und druckvoll ausgearbeitet, doch die aufgebaute Spannung wird nicht immer sinnvoll aufgelöst. Insgesamt gelingt dies aber besser, um abschließend noch einmal den Vergleich mit dem Debüt zu bemühen, als auf „Serpent & Spirit“. Die cleane Gesang bleibt jedoch weiterhin ausbaufähig.

„A Feast On Sorrow“ eine bitterschöne Sludge-Perle geworden. Wer eine düstere Version von MASTODON sucht, dabei aber keinen Bock auf finsteres Gekrächze und rauen Sound hat, wird bei URNE fündig werden. Denn trotz aller Dunkelheit erscheint die musikalische Vision der Briten klar und zielgerichtet, labt sich wahrlich mit jedem Takt festlich an den dunkelsten Gedanken.

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12.08.2023

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2 Kommentare zu Urne - A Feast On Sorrow

  1. Lysolium 68 sagt:

    Emotionale Faust in der Hosentasche ist angesagt. So gut…

    9/10
  2. ClutchNixon sagt:

    Ganz klar in meinen Top fünf dieses Jahr. Besser kann man diesen Stil nicht spielen. Nun, jedenfalls nicht in Europa. Endfett!

    9/10