Urfaust - Untergang

Review

URFAUST melden sich aus ihrem Bunker zurück – und kündigen ihren Rückzug an. Denn die Niederländer haben angedeutet, dass ihr neuestes Album „Untergang“ auch gleichzeitig das letzte unter dem Banner URFAUST sein wird. Ob das Duo weiterhin musikalisch zusammen aktiv sein wird oder die Herren getrennte Wege gehen werden, ist derzeit noch spekulativ. Immerhin verabschieden sich URFAUST nicht mit leeren Händen. Und so können wir uns trotz all der schwarzen Tränen immer noch über den „Untergang“ einer Legende freuen.

URFAUST bleiben sich treu

Kaum eine Metal-Band ließ sich über ihre gesamte Karriere hinweg so schwer einordnen. URFAUST haben mit jedem Album ihre Grenzen ausgelotet und sich nie einem „Schema F“ unterstellt. Mal läuteten sie todesschwanger mit „Hoof Tar“ die schwarzen Doom-Glocken, während ein „Der Freiwillige Bettler“ wie ein anarchisch-archaisches Monument des Black Metals erscheint. URFAUST haben mit ihrer Diskografie ein düster-schweres Bollwerk aus Doom und Black Metal kreiert, das sich, frei von jeglichem Kitsch oder Makel, aus dem Untergrund emporhebt. So überrascht es wenig, dass sie auch auf „Untergang“ ihrer Linie des Unvorhersehbaren treu geblieben sind.

Ein in sich zirkulierender „Untergang“

URFAUST schaffen mit „Untergang“ ein Album, bei dem die musikalischen Themen der einzelnen Songs aufeinander eingehen. Die beiden Stücke „Leere“ und „Vernichtung“ bauen stilistisch insofern aufeinander auf, als sie die einzigen reinen Black-Metal-Stücke auf „Untergang“ sind. Mit den am Anfang und Ende stehenden Songs „Untergang“ sowie „Abgrund“ hingegen zelebrieren URFAUST alles zermalmenden Blackened Doom Metal, der sich wie ein Sog anfühlt. „Höllenkosmos“, „Reliquienstaub“ und „Atomtod“ wiederum können als Übergangswerke angesehen werden, die trotz eher simpel gehaltener Instrumentierung eine düster-bedrohliche Untergangsstimmung beschwören. Damit zirkulieren URFAUST zwischen den erzeugten Emotionen hin und her und erzeugen damit ein sich wieder und wieder aufbäumendes Monstrum, das den Hörer immer weiter in den seelischen Abgrund zieht.

Das Ende einer Ära?

Der zitierte Untergang ist damit nicht im verklärt-apokalyptischen Sinne zu verstehen, sondern bezieht sich auf den Zerfall der menschlichen Seele, der durch verschiedene Ereignisse (Sucht, Depression, Einsamkeit etc.) hervorgerufen werden kann. Das Album handelt damit auch vom Kampf gegen dieses Zerfallen, von dem Versuch, dem Drang nach Alkohol, Vereinsamung etc. zu widerstehen – ein Kampf, der verloren scheint, und den Menschen am Ende doch in den „Abgrund“ zieht.

Betrachtet man „Untergang“ im Kontext der massiven URFAUST-Diskografie ist es vielleicht nicht das stärkste Album der niederländischen Institution. Angesichts des hohen Niveaus, das URFAUST entwickelt haben, ist „Untergang“ dennoch ein überdurchschnittliches und gewohnt clever konzeptioniertes Album, das ihr Werk mehr als würdig komplettiert.

23.08.2023
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