Urfaust - Der Freiwillige Bettler
Review
Die Niederländer von URFAUST gehören zu den unumstrittenen Shooting-Stars des Black-Metal-Undergrounds. Mainstreampresse und Elitisten gleichsam loben IX und VRDRBR regelmäßig in den Himmel, kaum jemand wagt ernsthaft, ihnen den Kultstatus abzusprechen. Dabei demontiert die Band ihren Mythos seit dem 2004er-Debüt „Geist Ist Teufel“ tüchtig. Waren die Erstauflagen des Debüts und seines Nachfolgers „Verräterischer, Nichtswürdiger Geist“ noch stark limitierte Sammlerstücke, spielt das Duo inzwischen Konzerte an jeder Steckdose und druckt T-Shirt-Motive wie sonst nur Dani Filths Merchandisemachinerie. Dass das ihrer Reputation wenig bis gar nicht geschadet hat, liegt vor allem daran, dass ihr Sound auch im Schein des Rampenlichts nichts von seiner Obskurität einbüßt – URFAUST sind unvergleichlich.
„Der Freiwillige Bettler“ löst dabei das Versprechen der „Einsiedler“-EP ein und geht sogar noch ein Stück weiter. Dadurch, dass Songs wie der Opener „Vom Gesicht Und Rätsel“, „Ein Leeres Zauberspiel“ (der schnellste Song ihrer Karriere) oder „Das Kind Mit Dem Spiegel“ den Kern von URFAUST, die erdrückende Monotonie in VRDRBRs gelegentlich hilflos wirkendem Drumming, Willems entrückten Klagegesang und minimalistischer, aber sphärischer Gitarrenarbeit in den Vordergrund rücken, ist es zugleich das zugänglichste und beste Album der Band. Dabei präsentieren sie auch gleich einen Querschnitt durch die verschiedenen Schichten ihres Schaffens: „Der hässlichste Mensch“ präsentiert das hypnotische, weltvergessene Moment der „Drei Rituale“, das bereits erwähnte „Das Kind Mit Dem Spiegel“ lässt die tolle Split mit JOYLESS wieder Aufleben und hier und da blitzt auch die rohe Energie der beiden ersten Platten auf.
URFAUST ist ihr Magnum Opus geglückt. Sie stehen zu Recht im Fokus der Szene. Sie benötigen eine enorme Einarbeitungsphase, verstören und zwingen dazu, näher hinzusehen, was sich hinter dem Anschein von Dilletantismus und Hype an Energie verbrigt.