UNZUCHT sind gerade so etwas wie die Senkrechtstarter in der schwarzen Szene. Vor gerade einmal zwei Jahren gegründet, haben sie schon auf den großen Szene-Festivals gespielt, gelten von Anfang an als Geheimtipp und konnten sich einen Deal mit NoCut erarbeiten, über die sie jetzt ihre zweite EP “Deine Zeit läuft ab“ veröffentlichen.
Und diese zeichnet sich durch genau dieselben Elemente aus, die schon ihren Vorgänger “Engel der Vernichtung“ zu einer einzigartigen Scheibe gemacht hat. Die Niedersachsen kombinieren – erneut gelungen – Elemente aus allen Spielarten der schwarzen Szene. Die treibenden Drums und die teilweise recht heftigen Riffs verweisen deutlich in Richtung Gothic Metal, während die emotionalen und häufig von Keyboards unterstützen Passagen gut und gerne als purer schwarzer Gothic durchgehen können. Das Ganze wird dann noch von elektronischen Einwürfen verfeinert, die der CD noch eine Prise Tanzbarkeit des Industrial verleihen. Aushängeschild der Combo ist allerdings auch weiterhin ihr Sänger, der auf den Künstlernamen “Der Schulz“ hört. Mit seinem, beinah schon an modernen Alternative Rock erinnernden, Stil verpasst er dem Sound der Band eine Unverwechselbarkeit, die fast einmalig ist. Und ganz nebenbei beherrscht er auch jene gefühlvolle Emotionalität, die Vokalisten wie Oswald Henke (GOETHES ERBEN) oder Christopher Schmid (ex-LACRIMAS PROFUNDERE) zu Genre-Helden gemacht hat.
Diese Mischung dürfte eigentlich jeden ansprechen, der auch nur eine gewisse Affinität in Richtung düsterer Musik aufweist. Aber auch Metal-Fans dürften Gefallen an den harten Riffs des Quartetts finden. Das zeigt schon, welches riesige Talent im Bereich des Songwritings in den vier Musikern schlummert. Obwohl dieses kurze Werk nur vier neue Studio-Tracks enthält, bietet sie eine enorme Vielschichtigkeit. Da steht die typische Gothic Metal-Singalong-Hymne “Deine Zeit läuft ab“ neben dem düster emotionalen “Fleisch“, dem elektronisch angehauchten “Laio“ und dem heavy rockenden “Unzucht“. Daneben finden sich auch noch zwei Mixe auf der Scheibe, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Für die “St. Pauli Sinfoniker Version“ von “Deine Zeit läuft ab“ zeigten sich MONO INC. verantwortlich, so dass aus dieser Nummer eine düstere Gothic-Nummer geworden ist, die noch einmal das lyrische Talent von Schulz unterstreicht. Der “Körper Mix“ von “Fleisch“ stammt hingegen von FUNKER VOGT. Natürlich geht es hier dann deutlich in die elektronische Industrial-Ecke und der Hörer kann sich bereits beim ersten Durchlauf gut vorstellen, wie dieser Track für reichlich Alarm auf Tanzflächen überall in der Republik sorgen wird.
So bleibt eigentlich nur ein Kritikpunkt an “Deine Zeit läuft ab“. Der Sound ist nicht ganz zeitgemäß und verdirbt mit seiner Matschigkeit mitunter ein wenig den Hörgenuss. Ansonsten haben UNZUCHT aber eine Scheibe abgeliefert, die ihren Status als hoffnungsvollste Newcomer der schwarzen Szene unterstreicht und Lust macht auf das für September angekündigte Album.
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