Die eigentlich noch verhältnismäßig junge Geschichte von UNTO OTHERS gleicht bereits einer Achterbahnfahrt. Gehypete Underground-Band, Umbenennung (von IDLE HANDS), Major Deal und jetzt wieder zurück zu einem, wenn auch großen, Szenelabel (Century Media). Egal, die Jungs aus Portland lassen sich nicht aufhalten auf ihrem Weg der Gothic-Rock-Renaissance – auch nicht davon, dass das Songwriting zu „Never, Neverland“ erneut keine leichte Geburt war, wie uns Frontmann Gabriel Franco auf dem Party.San verrät. Ob trotzdem wieder ein starkes Album dabei herumgekommen ist?
UNTO OTHERS – Nicht einfach mehr vom selben
16 Tracks plus optionalem Cover des RAMONES-Klassikers „Pet Sematary“ – der Blick auf die Tracklist wirkt im ersten Moment erschlagend. Aber keine Panik, darunter sind auch zwei Intros und ein Instrumental. Gleich mit dem Opener „Butterfly“ zeigen UNTO OTHERS, dass sie eines sicher nicht wollen: Das gleiche Album noch einmal schreiben. Nein, „Never, Neverland“ ist keine Kopie von „Strength“ und klingt auch völlig anders. Dabei sicherlich hilfreich ist der lose Plan, jedes Album mit einem anderen Produzenten aufzunehmen. Dieses Mal fiel die Wahl auf Tom Dalgety, der unter anderem auch für GHOSTs „Prequelle“ verantwortlich zeichnete.
Ist „Never, Neverland“ also auch das ABBA-Album von UNTO OTHERS? Keineswegs, auch wenn „Butterfly“ ab und zu die Kitschgrenzen hart touchiert, aber auf eine sympathische Art. Hand aufs Herz: Wer hatte nach der kurzen spanischen Gitarreneinlage zu „I could win your heart with a melody“ kein verschämtes Grinsen auf dem Gesicht? „Momma Likes The Door Closed“ zeigt dann gleich noch einmal, dass man sich selber nicht zu Ernst nimmt, dabei ist die Nummer musikalisch ein echter Klopper und erinnert dank Thrash-Riffing vermutlich nicht unabsichtlich an SLAYER.
Bei der schieren Menge an Songs wird es schwer auf jeden einzelnen einzugehen, allerdings ist „Never, Neverland“ ohnehin stärker als jedes bisherige Album von UNTO OTHERS eine Einheit, eine Platte die am Stück genossen werden will. Wurden nach der Veröffentlichung der ersten Singles noch Kommentare laut, dass diese ja nicht so stark wären, erschließt sich die Qualität und vor allem Vielfalt erst nach ein paar kompletten Durchläufen. Das Herzstück des Albums ist definitiv wieder mehr der Gothic-Rock des Debüts, der wieder weniger nach Heavy Metal klingt, während Banger, wie der beinharte Stampfer „Flatline“, trotzdem richtig reinzimmern. Dazu kommt ein erhöhter Punk-Anteil, mal hart, mal melodisch, wie im mit Gang-Shouts angereicherten Ohrwurm „Suicide Today“.
Während Gabriel Franco letztlich tönt wie gewohnt, ist die Weiterentwicklung im Gitarren-Bereich dafür unüberhörbar. Filigran gezupftes, unerhört einschmeichelnde Soli – vor allem Lead-Gitarrist Sebastian Silva agiert auf diesem Album wie entfesselt. Gerade diese Gitarreneinlagen sind es dann auch, die immer wieder Details setzen, die dafür sorgen, dass nie Langeweile aufkommt und jeder Song letztendlich besondere, einprägsame Elemente vorweisen kann.
Zündet später, aber gewaltig – „Never, Neverland“
„Never, Neverland“ braucht länger als seine Vorgänger, um richtig zu zünden, dann aber gewaltig. Einziger minimaler Kritikpunkt: Ein oder zwei Songs weniger, hätten vielleicht auch gereicht, allerdings hätte dadurch vermutlich der hervorragende Fluss des Albums gelitten. Denn: Es gibt ihn einfach nicht, den Drang den Skip-Button klicken zu wollen.
Erneut klingt diese Platte anders als die bisherigen Releases von UNTO OTHERS und festigt den Status der Band als Vorreiter der „neuen Gothic-Welle“, insofern es diese denn wirklich gibt. In seiner Detailverliebtheit sollte auch die Langzeitwirkung gesichert sein und es sei auch noch einmal in aller Deutlichkeit erwähnt: Nein, „Never, Neverland“ ist nicht schwächer als sein Vorgänger. Ganz im Gegenteil!
Stimme der Rezension absolut zu. In Sachen Sound war noch kein Album von Unto Others bzw. Idle Hands so fett. Dieser Tom Dalgety hat für mich die Messlatte bei Creeper schon hochgelegt, aber das Ding fetzt noch Mal mehr genau da, wo es muss und nimmt sich auch da zurück, wo es das braucht. Die harten, schnellen Songs knallen da dann einfach noch ein wenig mehr.
Abwechslung ist garantiert, die Schmalzgrenze wird durchaus auch Mal überschritten (Sunshine), aber der Mix aus Goth, Glam und Heavy funktioniert einfach bestens.
Klingt nach Dauerbrenner im Auto, wie die anderen Platten der Band.