Unsane - "Sterilize"

UNSANE gehen mit „Sterilize“, Album Nr. acht, wörtlich nicht nur an die Nieren. Einmal mehr. Chris Spencer, Dave Curran und Vinnie Signorelli sind die Großmeister des 90er-Jahre-Noise. Keine Band brachte und bringt diesen typischen AmRep-Sound zwischen geschwollener Hals- und offener Pulsader besser auf den Punkt als das geistig versehrte Krach-Kommando, das die Abgründe der eigenen Seele akustisch offenbart, deformiert innerhalb des Molochs New York und vertont mithilfe (an den Nerven) sägender Riffs, eines extrem verzerrt pumpenden Basses, Monster-Beats, verzweifelten Geschreis und ganz viel Rückkopplung.

UNSANE töten wieder rein urban

Angekommen sind UNSANE 2017 auf Southern Lord. Dass die zuletzt mitunter fies eingeschobene deformierte Slide-Gitarre auf „Sterilize“ nicht mehr zum Einsatz kommt, ist daher durchaus lustig, wenngleich letztlich unerheblich. Denn die riesige Rolle spielt es weder für den Weg noch für das Ziel, dass du dann eben mit Sicherheit in einem New Yorker Keller von einem Verrückten hingemeuchelt wirst, der dabei an einen zweiten Hautanzug denkt. Und du eben nicht im Hinterhof einer Farm irgendwo auf dem Land das letzte Mal das Licht der Sonne erblickst, während dein Erlöser in Gedanken an seine letzte Liaison mit der vierbeinigen Dorfschönheit den Blues bekommt. UNSANE ist das alles so oder so.

„Sterilize“ duldet keinen Verstand

Sensationell ist allerdings, dass Chris Spencer in „Distance“, man glaubt es erst nicht, sekundenlang und wiederholt näherungsweise „singt“. Zwar in Agonie und over the top, aber doch. Im abschließenden „Avail“ sägen und keifen sich UNSANE zudem rigoros in die direkteste unheilige Nachbarschaft von TODAY IS THE DAY. Die Annäherung an die Höchstnote für „Sterilize“ ist unausweichlich, der tödlich verängstigte Verstand gibt resignierend das Ja-Wort.

P.S.: Dieser Text ist eher zu lang als zu kurz und legitimerweise teils recycled, denn: Platten von UNSANE klingen immer gleich, Platten von UNSANE interessieren eh keinen aufrechten Metalhead und der Verfasser ist offensichtlich UNSANE-Fanboy. Gesundheit!