Nach einer Demo (2013), einer Single (2014) und zwei Split-Veröffentlichungen (eine mit den Berlinern SUN WORSHIP, eine mit den Franzosen PARAMNESIA) liefern die Crust Black Metaller UNRU nun endlich ihr erstes Album in voller Länge ab. „Als Tier ist der Mensch nichts“ heißt die Platte, und darauf beschwören die vier Herren aus Bielefeld ihre titelgebende Misanthropie in Form von vier Songs, die nichts für schwache Nerven oder Melodie-Liebhaber sind. Zwar taucht in der Musik von UNRU durchaus immer wieder die eine oder andere Melodie auf, aber die Betonung, die das Songwriting (vor allem in Hinblick auf Struktur und Aufbau der Songs) und das Klanggewand setzen, liegt ganz eindeutig auf Chaos, Zerstörung und allem, was an dieser Art von Musik nicht „schön“ ist. Das sorgt dafür, dass „Als Tier ist der Mensch nichts“ kein einfach zu verdauendes Stück Musik ist, aber auch sehr eindringlich rüberkommt.
Los gehts mit dem Opener „Zerfall & Manifest“, der zunächst, als Intro, Stille, Beckengeklapper und ambientes Verstärker-Dröhnen aufleben lässt, bevor es nach gut zweieinhalb Minuten dann ohne Umschweife zur Sache geht. Eindringliche Schreie, kaum greifbares Riffing und soundtechnisch in den Hintergrund gedrücktes Schlagzeugspiel sind die Trademarks, die schon die früheren Veröffentlichungen von UNRU ausmachten, und der Opener von „Als Tier ist der Mensch nichts“ macht klar, dass die Bielefelder auch auf ihrem ersten Full-Length-Album auf diesen Kurs setzen.
Im Anschluss präsentieren UNRU mit „Das Anna-Karenina-Prinzip“ den mit fast 13 Minuten längsten Song und sowas wie das Herzstück des Albums. Uptempo-Riffing bestimmt den Anfang des Songs, nach nicht ganz anderthalb Minuten gesellt sich eine Leadgitarre hinzu, die sich im weiteren Verlauf als das Hauptmotiv des Stückes herauskristallisiert und sich eindrücklich in die Gehörgänge klammert. „Hedonee“ besteht im Anschluss aus zehn Minuten schwer verdaubaren Noise-Drone-Crust-Black-Metal-Gewabers, bevor der kürzere Rausschmeißer „Totemiker“ wieder auf etwas (!) zugänglichere Strukturen setzt und vor allem mit seiner gänsehauterzeugenden Gesangsleistung beeindruckt.
Klingt anstrengend? Ja, ist es auch. Und trotzdem ist „Als Tier ist der Mensch nichts“ von UNRU ein hervorragendes Album – und zwar in dem Sinne, dass es ein fieser, tiefschwarzer Brocken aus Black Metal und Crust ist. Dieses Album ist empfehlenswert für jeden, der zuviel Melodie albern, aber ein bisschen davon nötig findet. Aber Vorsicht: Um an UNRU herankommen zu können, muss man Musik mit dem Bauch hören können. Kopfhörer haben von Minute eins an verloren.
Auf der Bandcamp-Seite von UNRU könnt ihr „Als Tier ist der Mensch nichts“ zum selbstbestimmten Preis herunterladen.
Grandioses Album einer unterbewerteten Band.