Unleash The Archers - Phantoma

Review

Soundcheck Mai 2024# 14 Galerie mit 17 Bildern: Unleash The Archers - Rockharz Open Air 2024

Vier Jahre sind seit dem letzten Album von UNLEASH THE ARCHERS ins Land gezogen, faul war die Band in dieser Zeit aber keineswegs. Nach überstandener Pandemie und Babypause hat sich die kanadische Truppe nicht nur lautstark auf den Bühnen dieser Welt zurückgemeldet, sondern mit „Phantoma“ auch ihren sechsten Langspieler im Gepäck.

Dabei handelt es sich wie schon bei „Apex“ und „Abyss“ um ein Konzeptalbum, wobei sich UNLEASH THE ARCHERS nach der abgeschlossenen Fantasy-Storyline nun mit Schwung ins Science-Fiction-Genre werfen. Grob zusammengefasst handelt „Phantoma“ von einer künstlichen Intelligenz, die in einer postapokalyptischen Zukunft ein Bewusstsein erlangt und nun mit den verstreuten Überbleibseln der Menschheit konfrontiert wird. Genaueres zur Story und auch zu dem kleinen Shitstorm, den ursprüngliche Pläne KI-gestützter Animationsvideos nach sich zogen, erfahrt ihr in unserem Interview mit Brittney Slayes, hier soll es erstmal um die Musik gehen.

UNLEASH THE ARCHERS knüpfen mit „Phantoma“ stilistisch an den Vorgänger an

Dahingehend haben sich UNLEASH THE ARCHERS in der Vergangenheit recht wandelbar gezeigt. Vom ursprünglich Melo Death, über klassischen Heavy Metal und überwiegend europäisch geprägten Power Metal bis hin zum knackigen Sound von „Apex“ hat das Gespann eine stete Entwicklung durchgemacht, die vor allem von der fantastischen Gesangsdarbietung von Brittney Slayes zusammengehalten wurde. Auf „Abyss“ haben UNLEASH THE ARCHERS dann nicht nur eine Vorliebe für Synthesizer, Keyboards und hochmelodische Flitzefinger-Leads entwickelt, sondern zudem auch eine ungewohnt poppige Seite offenbart. Diese stieß zwar teils auf gemischte Reaktionen, dürfte der Band aber sicherlich ein paar neue Fanschichten erschlossen haben.

Statt mit „Phantoma“ erneut eine stilistische Kurskorrektur zu vollziehen, setzen die Kanadier den auf „Abyss“ eingeschlagenen Weg konsequent fort, verzichten diesmal aber auf allzu weichgespülte Töne und zeigen sich an den richtigen Stellen experimentierfreudig. Der Opener „Human Era“ etwa protzt mit breitbeinigen 80s-Hard-Rock-Riffs in Stadionformat, während der Chorus von „Buried In Code“ massive AOR-Vibes versprüht. „Give It Up Or Give It All“ wiederum ist eine astreine 80er-Jahre-Power-Ballade und neben dem fluffigen „Green & Glass“ die seichteste Nummer des Albums. Die zweite Single „Ghosts In The Mists“ dagegen fährt stampfende Industrial-Riffs auf, eintönig wird es auf „Phantoma“ also nie.

Gänsehaut und Glückshormone

Die Kernkompetenz von UNLEASH THE ARCHERS liegt aber immer noch bei eingängigen Power-Metal-Hymnen, die sofort ins Ohr gehen, um dort anschließend noch lange zu verweilen. Und damit geizen die Kanadier auch diesmal nicht, denn insbesondere das Titelstück „Ph4NT0-mA“ sowie das mitreißende „Gods In Decay“ sind mit Refrains zum niederknien ausgestattet. Diese trägt Brittney Slayes wieder mit einer solchen Intensität vor, dass die Glückshormone gleich kübelweise ausgeschüttet werden. Es bleibt dabei, die Frau verfügt über eine der aktuell besten Stimmen im Heavy/Power Metal und schmettert jedwede Konkurrenz problemlos an die Wand.

Doch auch die Instrumentalfraktion kann einiges. Das Gitarrenduo Kingsley/Truesdell gibt sich schon seit „Abyss“ etwas verspielter und frickeliger als zuvor, was bei schnelleren Nummern ein wenig an DRAGONFORCE erinnern kann, bleibt im Gegensatz zu den Briten aber stets in songdienlichen Sphären. Bass-Neuzugang Nick Miller und Drummer Scott Buchanan sorgen derweil für ein unauffälliges aber solides Rhythmusfundament, während Synthesizer und Keyboards zwar markant in den Sound eingebunden sind, diesen jedoch nicht zu sehr dominieren.

Aufstand der Maschinen geglückt

Auch dramaturgisch ist „Phantoma“ geschickt aufgebaut; so befinden sich auf der ersten Albumhälfte vornehmlich Stücke voller positiver Vibes, während die Stimmung zum Ende hin entsprechend der Storyline zunehmend düsterer wird. Zumindest im Bandkontext, knallhart und stockfinster geht es bei den kanadischen Nerds ja eigentlich nie zu. Was soll man sagen, Konzeptalben können UNLEASH THE ARCHERS eben, Aufstand der Maschinen geglückt.

Hinzu kommt, dass „Phantoma“ stilistisch zwar grundsätzlich in die Fußstapfen des Vorgängers tritt, sich insgesamt aber ausgereifter präsentiert und inzwischen an den Sound gewöhnte Fans nicht mehr ganz so arg vor den Kopf stößt, wie das der ein oder andere Song auf „Abyss“ getan hat. Das famose „Apex“ bleibt weiterhin unerreicht, wer aber auf modernen Power Metal mit deutlicher Euroschlagseite sowie Ausflügen in den Melodic Rock der 80er steht und mit ein wenig elektronischer Würze nicht fremdelt, wird hier sicherlich ein Highlight erleben. Zumal sich UNLEASH THE ARCHERS inzwischen merklich kitschfreier präsentieren als viele Szenegenossen.

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07.05.2024

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5 Kommentare zu Unleash The Archers - Phantoma

  1. nili68 sagt:

    So, nach Hässlig und Fluisteraars nun wieder richtige Musik.. Was ich kenne gefällt mir (wie immer) sehr gut und wird den Platz in meine Plattensammlung finden. Ich könnte zwar schon 8,5 Pkt. (jaja, geht nicht) geben, da ich nicht davon ausgehe, dass der Rest Murks ist, aber der Korrektheit halber..

  2. c00kie_skull sagt:

    Ich oute mich mal als absoluten Fanboy. Ich mag die Kanadier einfach und ich verzeihe denen so manche musikalische Seltsamkeit. Das Album Apex schlug bei mir ein wie eine Bombe und ist das von mir meistgehörte Album überhaupt. Abyss war etwas ernüchternd und wollte sich nur punktuell in meine Gehörgänge einnisten. Aber UtA sind zurück! Nach dem etwas lahmen Einstieg zündet das Album mit dem Titeltrack durch. Ich hab die meiste Zeit Spaß. Manchmal ein bisschen cheesy, aber siehe zweiter Satz weiter oben… Glatte 9 für mich, besser als Abyss, aber an Apex kommt es nicht ran.

    9/10
  3. destrukt. sagt:

    Finde auch, es ist ein rundum gelungenes Album geworden mit dem perfekt balancierten Cheese-Faktor. Obs „Apex“ übertrifft oder nicht, weiß ich nicht, es steht selbigem in meinen Augen aber auch nicht sonderlich nach! Für mich passts!

    8/10
  4. Nici67 sagt:

    Sackstarkes Album! Kommt zwar nicht an Apex ran (10/10), aber es ist trotzdem jetzt schon wahrscheinlich das Power Metal Album des Jahres. Highlights: Human Era, Ph4/NT0mA, Give it up or Give it all.

    9/10
  5. Lysolium 68 sagt:

    Es gibt zwei Songs auf dem Album die mich aufhorchen lassen. Der Rest klingt für mich sehr beliebig und ich fand die mal sehr viel spannender. Ich möchte das Album eigentlich mögen weil ich die Band sonst klasse finde aber das hier ist mir insgesamt zu gesetzt um es nett zu formulieren.