Es ist zwar seit 1988 kein einziges Gründungsmitglied mehr dabei, aber die Thrash-Metal-Vorreiter der japanischen Szene, UNITED, gibt es immerhin auch schon seit 1981. 2018 veröffentlichten die ihr zehntes Studioalbum namens „Absurdity“ auf dem japanischen Markt (über das Japan-only-Label Spiritual Beast), welches Reaper Entertainment jetzt auch auf die internationale Hörerschaft loslassen. Darauf spielt der Fünfer aus Tokio in acht Stücken lupenreinen Thrash Metal, gepaart mit Groove- und leichten Modern-Metal-Anleihen (das Spoken-Words-Intro „Absurdity“ sowie das Zwischenspiel „May“ rausgerechnet).
Bei UNITED treffen PANTERA auf EXODUS
Dabei geizen UNITED nicht mit fetten, messerscharfen Riffs, wie Thrash-Fans sie hören wollen, besonderen Flair bekommt „Absurdity“ aber viel mehr durch den Gesang von Masatoshi Yuasa: Der orientiert sich nämlich ganz eindeutig in Richtung Phil Anselmo zu PANTERA-Zeiten, was in Vermengung mit den eher klassischen Thrash-Elementen für Eigenständigkeit und interessante Gedankenexperimente sorgt: Was hätte das eigentlich geklungen, hätte Anselmo in den Achtzigern bei EXODUS gesungen?
Spätestens im vorletzten Track „Empty Eyes“ kann es dann auch die Instrumentalfraktion nicht lassen und verneigt sich vor PANTERA zu „Vulgar Display Of Power“-Zeiten – eine Wuchtbrumme ist das schon, überzeugt aber nicht so sehr, wie das restliche Material der Band … zumal Yuasa hier das erste Mal von seinen Anselmo-Gedächtnis-Vocals abweicht und variabel agiert. Das ist ein interessantes Experiment, funktioniert aber nicht so, wie es wohl geplant war. (Übrigens auch nicht im weiteren Verlauf, wenn ein kurzes Basssolo wohl an Cliff Burton erinnern soll.)
Mit „Absurdity“ bieten Nischenfans Futter für Nischenfans
Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Denn obwohl UNITED keine Innovationspreise gewinnen werden und man bestimmt schon spannendere Thrash-Metal-Alben gehört hat, machen die fünf Japaner auf „Absurdity“ wenig verkehrt. Wer sich seinen Alte-Schule-Thrash mit moderneren und groovenden Elementen vorstellen kann, der kann bedenkenlos zugreifen und bekommt ein Genrealbum von Fans für Fans – nicht mehr und nicht weniger.
Geil! Freu ich mich drauf. Der Anselmo Vergleich erschließt sich mir nicht, aber was solls. War was? Ach ja: geil!