UNINVITED GUEST? Von die hab icke ja noch nie wat jehört, wa? Wenn es nicht nur mir, sondern auch Euch so geht, dann müsst Ihr nicht gleich verzweifeln, denn es sind schon so manche Dinge zwischen Dover und Calais verloren gegangen. Glücklicherweise gehört das englische Quartett nicht dazu, wir hätten etwas Großes verpasst.
Wobei dieses kleine positive Fazit am Beginn das Ergebnis harter Arbeit ist, denn als ich “Malice In Wonderland“ das erste Mal hörte, war ich alles andere als begeistert, dafür klang mir die Musik zu “komisch“, zu bunt gemischt. Und in der Tat, der musikalische Hintergrund der Band hätte auch locker für zwei oder drei Gruppen gereicht. Einerseits ist da der Einfluss von New Wave, der sich besonders durch die Arbeit der Synths zeigt und somit für eine tanzflächenkompatible Basis sorgt. Zu diesem beschwingten Grundgerüst stoßen dann Gitarren, die im Opener beispielsweise für die rockige, in “You Are Your Kingdom“ für eine gothlastige Schlagseite sorgen. Und als sei dem noch nicht genug, wird als Sahnehäubchen und Cocktailkirsche zugleich das Ganze mit Gesang Richtung DAVID BOWIE abgerundet. Klingt ziemlich wirr, was?
Nach mehrmaliger Beschäftigung mit den Songs der Briten lichtet sich der Nebel aber mehr und mehr und das Puzzle setzt sich zu einem wunderschönen Bild zusammen. Überraschenderweise passen die verschiedenen Einflüsse nämlich sehr gut zusammen. Das dem so ist, ist zu großen Teilen den spielerischen Fähigkeiten und Ideen der Band anzurechnen, denn sie ist es, die aus diesen verschiedenen Zutaten ein schmackhaftes Mahl zaubert, das zu keiner Sekunde künstlich, sondern zu jeder Zeit “wie bei Muttern“ wirkt. Knapp an der Grenze zum Kitsch wandelnd, wissen die Musiker immer, wann das jeweilige Extrem, sei es nun Härte oder Eingängigkeit, ausgereizt ist und überspannen so den Bogen nie. Die Songs verfügen über teilweise herrlich eingängige und dabei keineswegs seichte Refrains, allein einen Song wie “Join The Dance“ könnte ich stundenlang hören, nicht zuletzt ob der feinen englischen Aussprache und dem gedoppelten Gesang, der eine kleine LONDON-AFTER-MIDNIGHT-Referenz offenbart.
“The Law Of The Playground“ überrascht den Hörer mit einer fast schon volkstümlichen Melodie, so dass ich mich für einen kurzen Moment im Musikantenstadl wähne. Was aber erstmal lächerlich klingt, verleiht dem Stück eine besondere Note und ist nach kurzer Gewöhnungsphase kaum noch wegzudenken. Die Insulaner haben auf “Malice In Wonderland“ keinesfalls nur eingängige Goth-Rock-Kost abgeliefert, das Album hat mehr als genug Ecken, Kanten und fast schon verstörende Momente, die den Songs Tiefe und Haltbarkeit geben.
Nach anfänglicher Skepsis kann ich eigentlich nur noch sagen, dass UNINVITED GUEST mich überzeugt haben. Ihre verrückte Mischung spielt technisch und atmosphärisch wirklich ganz oben mit, kein Wunder also, dass die Band in England bereits für gehörig Aufruhr sorgt. Entsprechend der musikalischen Vielfalt wird eine große Käuferschicht angesprochen, so dass von Rockern über Goths bis hin zu Metallern, Fans neuerer MORGUL beispielsweise, hier jeder zugreifen kann. Wenn man sich erstmal auf sie eingelassen hat, wird man von UNINVITED GUEST auf jeden Fall nicht mehr genug bekommen.
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