Unholy - New Life Behind Closed Eyes

Review

Was soll man zu einer Platte sagen, die sich irgendwo zwischen richtig derbem Thrashmetal, Hardore neuerer Schule und skandinavischem Death’n’Roll bewegt? Zu einer Platte, deren Songs sich zu variierenden Anteilen aus Einflüssen SLAYER, HATEBREED und den göttlichen ENTOMBED zusammensetzen? Nix, oder? Außer „geiiil!“, meine ich!?

So leicht machen es uns UNHOLY, ein Quintett aus Syracuse/New York leider nicht. Und das hat weniger mit ihrer Musik zu tun als mit ihrer Weltsicht, die ich so überhaupt nicht teilen kann. Diese sieht ungefähr folgendermaßen aus:
Die Menschheit ist eine Art Krebsgeschwür, dass zuerst die gesamte Erde zerstört und sich dann selbst den Garaus macht. „New Life Behind Closed Eyes“ handelt als Konzeptalbum ausschließlich davon, wie sich die Menschen zunehmend ihren eigenen Lebensraum minimieren, sich selbst in Kriegen vernichten und anschließend in der Hölle brutzeln. Titel wie „These Wounds Never Heal“, „No Faith“ oder auch „Behind The Veil Of Darkness“ erklären sich selbst. Das Album ist von den Schriften Thomas Ligottis, H.P. Lovecrafts, des Church-Of-Satan-Gründers Anton LaVey und anderer inspiriert und strotzt vor kergesundem, pessimistischst möglichem Nihilismus.
Sorry, liebe Leute, so was finde ich völlig indiskutabel. So kacke sind nicht mal die Texte von SLAYER und ENTOMBED, obwohl auch diese Bands sich mit ihrer Tod-und-Teufel-Lyrik aufrichtig bemüht geben, keinerlei intellektuell verwertbaren Inhalte zu produzieren. Viele Metalbands sind zu außerstande/außerwillens, alternative Ausrichtungen einzunehmen. Das sei ihnen gegönnt. Eine Beschränkung auf die aufgezählten Autoren ist ein textliches Armutszeugnis, das in völligem Kontrast zu dem Engagement steht, dass UNHOLY beim Songwriting an den Tag leben. Dieser Gegensatz macht die Platte für mich unglaubwürdig.

Live dürfte von den Jungs eine völlig andere Stimmung ausgehen- anders kann ich mir Supportslots für große Kollegen wie MESHUGGAH, SOILENT GREEN, SHADOWS FALL, MINISTRY, NEVERMORE und nicht ganz so große Kollegen wie DEATH BEFORE DISHONOR, EARTH CRISIS sowie ihre Labelkollegen THE ACACIA STRAIN nicht erklären.

Fassen wir nach anfänglicher Begeisterung und rascher, herber Ernüchterung zusammen: 9 Punkte für die handwerklich einwandfreie, in erfreulichem Umfang komplexe Musik, keinen für den sinnbefreiten und vollkommen uneigenständigen Inhalt, ergibt 4,5. Da wir nur volle Punktzahlen vergeben, kommen UNHOLY mit einem Fünfer davon. Wer anders als ich nicht auf Texte achtet, hat mit „New Life Behind Closed Eyes“ sicher viel Spaß.

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03.07.2009

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