UNHEILIG ist sozusagen das elektronische Pendant zu RAMMSTEIN. Die Musik des Grafen, so der Künstlername des Sängers mit der markanten Stimme, ist eine Schnittmenge aus Electro und Rock mit wuchtigen Gitarren. Der Graf weist nicht nur streckenweise die Stimmgewalt eines Till Lindemann auf, er geht auf „Moderne Zeiten“ auch mal rockig und mal balladesk zu Werke. Was sofort auffällt, ist, dass der Schwerpunkt nicht allein auf der Musik liegt, sondern die Texte eine überaus wichtige Rolle spielen. Man setzt sich hier damit auseinander, welchen Fluch die modernen Zeiten mit sich bringen und wie das Individuum im Verhältnis zu der homogenen modernen Gesellschaft steht. Ok, „Moderne Zeiten“ ist nicht „1984“ und der Graf ist kein George Orwell, aber seine Kritik ist durchaus glaubwürdig!
Dieses Wertlegen auf die textliche Seite der Musik, gehört sich meiner Meinung nach für deutschsprachigen Electro-Rock. Der lyrische Glatzkopf scheint den Kehrreim für sich als perfektes Stilmittel gefunden zu haben – einige Worte oder auch ganze Wortgruppen werden innerhalb eines Songs so oft wiederholt, dass man praktisch den Text nach einmaligem Hören schon halb auswendig können haben muss. Einige der Songs haben, wie es sich gehört, Clubhit-Potential und man darf gespannt sein, welcher dieser 14 Tracks es schafft. Aber nicht nur die etwas „härteren“ Sachen finden sich auf diesem fünften Studioalbum des Blaubluts wieder, sondern auch Lieder, die klassisch mit Akustikgitarre und Keyboard daher kommen. Es gibt aber auch EBM-lastige Songs, die einfach zum Tanzen gedacht sind. Eine schöne Idee ist es übrigens, die Platte da enden zu lassen, wo sie anfängt. Der letzte Song knüpft an den ersten an und schließt somit den Kreis. Zusammenfassend kann man diese Platte all jenen empfehlen, die sich auch mal was Elektronisches zu Gemüte führen – für reine Metalatzen wäre das nix.
Wenn selbst Rammstein-Klone wie Stahlhammer, Megaherz oder hier Unheilig weitaus bessere Bewertungen bekommen wie das Orginal, mach ich mir ernsthaft sorgen über eure Glaubwürdigkeit. Wer ist hier eigentlich der Rezi-Chef und verteilt die Platten an die Redaktion, so wies ihm grad passt? Aber egal, Unheiligs Musik geht flott ins Ohr und bietet eine Menge Hits für jeden Gothic-Tempel der Republik. Besonders orginell und eigenständig kann man sie trotztdem nicht bezeichnen, mehr als 7 Punkte kann ich da leider nicht geben!